Unsere Deutsche Wurzeln - Our German Roots
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FESTSCHRIFT ZUR GENERAL-KIRCHENVISITATION 1928:

Teil 1. Begrüßungsschreiben, Das Evangelium im Strehlener Lande, Das Gemeinschaftsfest auf dem Rummelsberge.
Teil 2. Arnsdorf, Crummendorf, Eisenberg, Friedersdorf, Großburg, Hussinetz,
Teil 3. Lorenzberg/ Jäschkittel, Markt-Bohrau, Nieder-Rosen, Olbendorf, Prieborn, Riegersdorf,
Teil 4. Ruppersdorf, Schönbrunn, Schreibendorf, Steinkirche, Strehlen, Türpitz.

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Die evangelischen Kirchgemeinden des Strehlener Kreises.

Kirchspiel/Parish Friedersdorf
Friedersdorf

Friedersdorf.

Von P. Greiner, Strehlen

Friedersdorf ist mit seinen 246 Seelen weitaus die kleinste unter allen evangelischen Kirchengemeinden des Kreises Strehlen. Es ist eine reine Ortsgemeinde. Nie haben außerhalb von Friedersdorf Wohnende zum Kirchspiel gehört. Jahrhunderte hindurch ist der Ort Friedersdorf restlos evangelisch-lutherisch gewesen. Erst von Anfang des 19. Jahrhunderts an haben böhmisch-Reformierte aus der durch Friedrich d. Großen angelegten Kolonie Hussinetz-Podiebrad die Friedersdorf unmittelbar benachbart ist, sich ansässig gemacht. Es sind bis heute nur kleine Besitzungen (sogen. Stellen), auch Häuser ohne Acker, die sie erworben haben. Auch die Katholiken, denen es seit der Mitte des 19. Jahrhunderts gelungen ist, in Friedersdorf Fuß zu fassen, sind, abgesehen von 2 Inhabern mittelgroßer Güter, sogenannte kleine Leute, Arbeitsleute. Auch Altlutheraner haben, von der benachbarten alt-lutherischen Gemeinde Strehlen - Altstadt her, Eingang gefunden. Das 400 Morgen große Hauptgut Friedersdorf befindet sich in jüdischen Händen. So bietet der Jahrhunderte hindurch kirchlich einheitliche Ort Friedersdorf jetzt trotz seiner Kleinheit das Bild starker kirchlicher bezw. konfessioneller Gemischtheit Die Reformierten am Orte halten sich unbefangen zu unseren evangelischen Gottesdiensten, die Alt-lutherischen üben ziemlich starke Zurückhaltung. Der ganze Ort Friedersdorf ist rein bäuerlich. Industrie fehlt ganz. Die früher von vielen Reformierten ausgeübte Hausweberei ist eingegangen.

Friedersdorf, evangelische Kirche Friedersdorf ist aller Wahrscheinlichkeit nach schon in den 20er und 30er Jahren des 16. Jahrhunderts evangelisch geworden und zwar in seiner Gesamtheit. Bis in die Mitte des 16. Jahrhunderts reichen die vorhandenen Urkunden zurück; sie bezeugen für diese Zeit ein festgegründetes evangelisches Kirchenwesen. Friedersdorf ist trotz seiner Kleinheit immer eine eigene selbständige Kirchengemeinde gewesen. Zugleich aber ist es, ziemlich sicher nachweisbar, schon im 16. Jahrhundert durch Personalunion der Geistlichen mit der evangelischen Kirchengemeinde Strehlen verbunden gewesen und bis heute geblieben und zwar in der Weise, daß der zweite und dritte Geistliche von Strehlen zugleich als Pastor und Kompastor Friedersdorf versorgen. Es ist aber wohl ziemlich sicher (wann? ist freilich bis jetzt nachzuweisen nicht möglich gewesen), daß Friedersdorf eine Zeit lang einen eigenen Pastor am Orte gehabt hat. Das wird auch, abgesehen davon, dadurch sehr wahrscheinlich gemacht, daß ein mitten im Dorfe, in der Nähe der Kirche gelegenes Gartengrundstuck noch heute die Bezeichnung „Pfarrgarten" führt (so auch auf der sehr alten Ortskarte). Auch daß Friedersdorf solange, wie man denken kann, eine eigene, 100 Morgen große Pfarrwidmut hat, weist darauf hin, daß früher ein Pastor in Friedersdorf selber saß.

Das jetzige Kirchengebäude stammt aus dem 15. Jahrhundert (ein an seiner Stelle früher vorhanden gewesenes Gotteshaus wird 1335 erwähnt). Es ist aus gesprengtem Granit gebaut. Es besteht aus dem außerordentlich sorgfältig und gediegen gebauten Chor mit sehr schöner Kreuzwölbung und anschließender Sakristei und dem später hinzugekommenen Langhaus. Der Turm auf quadratischer Grundlage mit Zinnenkranz und achtseitiger, zu den Hauptachsen über Eck gestellter Pyramide ist ein sogenannter „Piastenturm". Das Innere der Kirche birgt ein wertvolles Altarwerk in Holzschnitzerei: Die Anbetung der heiligen drei Könige. Es weist reife Renaissanceformen auf mit leise nachklingender Gotik. Von den Kirchenglocken ist die größere, im Kriege nicht abgelieferte, „gegossen 1597 im Kloster zu Strehlen" mehrfach von Sachverständigen wegen ihrer selten gediegenen Ausführung und ungewöhnlich reinen Klangfarbe als Kunstwerk bezeichnet worden. Für die im Kriege abgelieferte Glocke ist 1925 in der schlesischen Metallgießerei Hentrich & Reimelt in Breslau eine neue gegossen worden (Preis 1155 Mk.). Sonntag, den 18. Juni 1925, ist sie feierlich eingeweiht worden. Wegen neuer Orgelprospektpfeifen an Stelle der im Kriege abgelieferten steht die Kirchengemeinde z. Zt. in Unterhandlung mit der Firma Schlag in Schweidnitz. In Friedersdorf findet jeden Sonn- und Feiertag Gottesdienst statt und zwar abwechselnd durch die beiden in Frage kommenden Strehlener Geistlichen. Patron der Gemeinde ist die Regierung. Die Lehrerstelle ist organisch mit dem Kirchenamt verbunden. Der Kontor ist Leiter des Kirchenchores.


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