Unsere Deutsche Wurzeln - Our German Roots
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FESTSCHRIFT ZUR GENERAL-KIRCHENVISITATION 1928:

Teil 1. Begrüßungsschreiben, Das Evangelium im Strehlener Lande, Das Gemeinschaftsfest auf dem Rummelsberge.
Teil 2. Arnsdorf, Crummendorf, Eisenberg, Friedersdorf, Großburg, Hussinetz,
Teil 3. Lorenzberg/ Jäschkittel, Markt-Bohrau, Nieder-Rosen, Olbendorf, Prieborn, Riegersdorf,
Teil 4. Ruppersdorf, Schönbrunn, Schreibendorf, Steinkirche, Strehlen, Türpitz.

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Die evangelischen Kirchgemeinden des Strehlener Kreises.

Kirchspiel/Parish Nieder Rosen, Rosen (Ober Rosen)
Nieder Rosen

Nieder Rosen.

Von P. Schöfer, Nieder-Rosen.

Die erste Erwähnung des Ortes unter dem Namen Rosnow datiert vom Jahre 1305 und die der Kirche vom Jahre 1335. Die Kirche ist 1530 evangelisch geworden und seit dem geblieben. Erst hatte sie ihre eigenen Pastoren, von 1598 bis 1629 war sie mit Arnsdorf und von 1665 bis 1845 mit Schönbrunn verbunden. Der erste gemeinsame Pastor von Schönbrunn und Rosen war Adam Grimm von Brieg. Bereits 1663 zum Pfarrer von Schönbrunn berufen, erhielt er am 6. Januar 1665 „von der Ober- und Nieder-Rosen'schen Lehnsherrschaft" seine Vokation zum Pfarrer von Rosen, jedoch mit dem Vorbehalt, daß nicht etwa in Zukunft die Kirche in Rosen als eine zu Schönbrunn gehörige Tochterkirche betrachtet werden, sondern jede Kirche ihr freies Recht und Kirchlehn behalten solle. Grimm starb 1671. Seine Grabschrift, die auf die Verbindung der beiden Kirchen Bezug nimmt, sei hier vermerkt:

„Hier liegt Herr Adam Grimm:
Der weiland Gottes Stimm
und Mund gewest auf Erden
zwey anvertrauten Heerden:
Verlacht der Feinde Grimm
und wartet Gottes Stimm,
die ihm wird lieblich schallen
wenn diese Welt wird fallen."

Da nach dem Tode des Pastors Zander i. J. 1842 das Patrozinium von Schönbrunn und die beiden Patrone von Nieder- und Ober-Rosen wegen der Wahl eines gemeinsamen Pastors nicht einig werden konnten, erfolgte nach einer 2 1/2 jährigen Vakanz, während welcher die vereinigten Pfarreien von den Kreisgeistlichen verwaltet wurden, die Trennung der beiden bisher kombinierten Mutterkirchen in Schönbrunn und Nieder-Rosen, nachdem dieselben seit 180 Jahren unter 12 auf einander Pfarrern verbunden gewesen waren.

In das nunmehr wieder selbständig selbstständig gewordene Pfarramt in Nieder-Rosen wurde 1846 der General-Substitut Benjamin Gustav Rudolf Sadebeck aus Breslau berufen. Nach der Emeritierung seines Nachfolgers am 1. Oktober 1881 trat eine 12jährige Vakanz ein, während welcher das Pfarramt bis 1. April 1886 vom Pastor in Arnsdorf und von da ab bis 1. Oktober 1893 vom Pastor in Schönbrunn verwaltet wurde. Seit Oktober 1893 hat die Kirchgemeinde wieder einen eigenen Pastor.

Wann die hiesige Kirche, die keine Kunstdenkmäler aufweist, erbaut ist, läßt sich nicht feststellen. Nach einer im Turmknopf vorgefundenen Urkunde ist sie i. J. 1815, „weil sie sehr baufällig war, aufs neue repariert worden, wobei der in der Mitte stehende Schwibbogen abgetragen, alles unter ein Dach gebracht und die Kanzel, welche an gedachtem Schwibbogen seit 1615 gestanden hatte, über den Altar verlegt wurde." Im Jahre 1870 wurde der Anbau an der Nordseite der Kirche aufgeführt und- dadurch eine neue geräumige, helle Sakristei und darüber eine Erweiterung der Empore geschaffen. Gleichzeitig wurde eine neue Orgel aufgestellt.

Da der alte Kirchturm, der auf der Südseite des Kirchengebäudes stand, aus Bindwerk errichtet war und in seiner ganzen Höhe nicht über das Dach der Kirche hinausreichte, sich so schadhaft und gefahrdrohend gezeigt hatte, daß die Glocken daraus entfernt werden mußten, wurde nach jahrelangen Verhandlungen 1889 der neue Turm an der westlichen Giebelseite der Kirche gebaut. Zum Bau des Turmes schenkte der Patron von Nieder-Rosen 3600 Mark. Eine gründliche Renovation innen und außen erfuhr das Gotteshaus 1922.

Evang. Kirche in Nieder-Rosen Die gegenwärtigen Pfarrgebäude sind 1854 neu gebaut worden. Die früher vorhandenen waren während der Verbindung des Pfarramtes mit dem in Schönbrunn kassiert worden. 8 Jahre wohnten die Pfarrer in einem Bauernhause. Das i. J. 1833 erbaute Schul- und Küsterhaus erfuhr 1914 einen Um- und Erweiterungsbau, durch den eine zweite Lehrerwohnung und ein zweites Klassenzimmer geschaffen wurde.

Da der um die Kirche gelegene Friedhof für Beerdigungen nicht mehr ausreichend war, wurde 1925 ein neuer außerhalb des Dorfes angelegt. Das Gelände dazu wurde vom Dominium Nieder-Rosen gekauft.

Im Weltkriege sind 21 Gemeindeglieder gefallen. Die abgelieferten Prospektpfeifen sind ersetzt worden und anstelle der beiden abgegebenen Glocken ist vorläufig eine angeschafft worden.

Das Kirchenvermögen betrug 1914: 12500 Mark; Kriegsanleihe wurden 2700 Mark gezeichnet.

Die Parochie Nieder-Rosen umfaßt die Ortschaften Nieder-Rosen (Kirch- und Pfarramt) und Ober-Rosen. Die Seelenzahl beträgt 567 Evangelische, 111 Katholiken und 4 Altlutheraner. Die Parochie hat eine evangelische Schule mit 2 Lehrern. Mit der ersten Lehrerstelle ist das Organistenamt organisch verbunden. Die Zahl der ältesten beträgt 4, die der Gemeindeverordneten 16. Das Patronat ruht auf den beiden Rittergütern Nieder- und Ober-Rosen. Beide Patrone haben gleiche Rechte und Pflichten und 2/3 Baulast.

Die beiden das Kirchspiel bildenden Ortschaften sind rein bäuerliche Gemeinden.


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