Unsere Deutsche Wurzeln - Our German Roots
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FESTSCHRIFT ZUR GENERAL-KIRCHENVISITATION 1928:

Teil 1. Begrüßungsschreiben, Das Evangelium im Strehlener Lande, Das Gemeinschaftsfest auf dem Rummelsberge.
Teil 2. Arnsdorf, Crummendorf, Eisenberg, Friedersdorf, Großburg, Hussinetz,
Teil 3. Lorenzberg/ Jäschkittel, Markt-Bohrau, Nieder-Rosen, Olbendorf, Prieborn, Riegersdorf,
Teil 4. Ruppersdorf, Schönbrunn, Schreibendorf, Steinkirche, Strehlen, Türpitz.

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Die evangelischen Kirchgemeinden des Strehlener Kreises.

Kirchspiel/Parish
Kr. Strehlen: Danchwitz, Dobergast, Gambitz (Karlsdorf), Geppersdorf, Pogarth, Steinkirche, Striege, Wammelwitz, Wammen
Steinkirche früher Kr. Münsterberg, ab 1932 Kr. Strehlen: Neu Karlsdorf (Karlsdorf), Kummelwitz, Dobrischau (Rummelsdorf), Kraßwitz, Schildberg,  Polnisch Neudorf (Waldneudorf)

Steinkirche.

Von P. Richter, Steinkirche.

Nach uralter Überlieferung soll hier in heidnischer Zeit ein Opferplatz gewesen sein, auf dem um 1256 die dem Erzengel Michael geweihte Kirche erbaut wurde. Sie wurde als die erste in der Landgegend errichtet, um die Strehlener Kirche zu entlasten, die für die größer werdende Gemeinde nicht mehr genügte. 1301 wurde Steinkirche von dem Herzog Bolko an das 1295 in Strehlen gegründete Klarissinnenkloster für 1330 Thaler oder 1000 Mark verkauft. Auch die benachbarten Güter brachte das Kloster in seinen Besitz. Es bezog alle Einnahmen der Pfarrstelle und mußte für die geistliche Versorgung durch einen Pfarrer aufkommen. Als in der Reformationszeit die Klarissinnen in Strehlen, wie auch anderwärts, das Kloster verließen — meistens um zu heiraten — war niemand da, der die großen Besitzungen verwalten konnte. Da übernahm der Piastenherzog Friedrich II. von Liegnitz, der sich zuerst gegen Luther erklärt, dann aber doch sich der Reformation zugewendet hatte, die große Klosterherrschaft in seinen Besitz. Dadurch kam auch Steinkirche unter die Piasten.

Der König von Böhmen genehmigte die Übernahme durch Friedrich II. gegen eine Zahlung von 14 000 Gulden, freilich mit der Bedingung des Rechts der Rückzahlung.

Evangelische Kirche in Steinkirche Der Reformation waren in Steinkirche bereits viele zugetan. Aber solange der damalige Pfarrer Vincentius Hoffmann lebte blieb alles beim alten. Erst nach seinem Tode 1551 wurde als erster evangelischer Geistlicher Pankratius Freudenberg aus Münsterberg hergerufen.

Der im Münsterberger Kreise gelegene Teil der Parochie, besonders die Bewohner von Schildberg und Waldneudorf, wo eine Filialkirche war, widersetzten sich der Durchfahrt des Pastors mit Gewalt und versuchten sich dann von Steinkirche zu trennen. Nach vielem Hin und Her gelang ihnen die Trennung 1605, wo aber auch dort ein evangelischer Pfarrer angestellt wurde. Freilich in der Gegenreformation wurde diese Kirche wieder katholisch gemacht. Die von Steinkirche konnte der Piastenherzog schützen. Zwar schossen die Jesuiten dem Kaiser für den Rückkauf der Klostergüter das fehlende Geld vor, aber es gelang den Piasten doch der endgültige Kauf für 51000 Goldgulden.

Mit dem bald darauf erfolgten Aussterben des Piastengeschlechtes und der Übernahme des Besitzes durch den Kaiser kamen allerdings doch die Jesuiten und nahmen auch die Kirchen in Besitz. In Steinkirche jedoch blieb bis zum Tode des damaligen Pfarrers wieder alles beim alten. Erst dann —1698—kam ein katholischer Pfarrer, Pater Schneider, der bis 1709 hier waltete. Da zog infolge der Altranstädter Konvention hier wieder ein evangelischer Pfarrer ein: Magister Herzog. Wald-Neudorf (damals noch Polnisch-Neudorf genannt) blieb leider katholisch. Die zu dieser Parochie gehörigen Evangelischen hatten von nun an hier Gastrecht.

Kirche, Pfarre und Küsterschulhaus sind verschiedene Male abgebrannt, aber immer wieder durch die Opferwilligkeit der Eingepfarrten aufgebaut worden. Die beiden schwersten Brände waren 1643 und 1768 am 9. Juni. Bei letzterem Brande wurden auch alle alten Akten und Kirchenbücher vernichtet bis auf ein einziges, in welchem glücklicherweise eine alte Chronik enthalten ist.

1827 wurde die Kirche, die damals für die große Gemeinde zu klein war, erweitert, auch der Turm auf seine jetzige Höhe gebracht. Aber bei Gründung der Parochie Heinrichau wurde ein Teil der im Münsterberger Kreise gelegenen Dörfer mit diesem Ort von hier ausgepfarrt. Es blieben uns nur 16 Dorf- und 8 Gutsbezirke, die nicht groß genug sind, um die für eine viel größere Gemeinde unter anderen Verhältnissen erbaute Kirche, besonders an gewöhnlichen Sonntagen, zu füllen. Zu unserm Bedauern soll nun auch Kummelwitz und vielleicht sogar ein Teil von Schildberg, der noch zu uns gehört, zu der Zwerggemeinde Neobschütz geschlagen werden, um diese lebensfähiger zu machen. Dadurch aber würde unsere Kirche wieder noch leerer. Ein großer Schaden und zwar nicht nur ein pekuniärer, erwächst unserer Gemeinde daraus, daß fast alle Besitzer der zu uns gehörigen 8 Rittergüter auswärts wohnen.

Das Patronatsrecht ging bei der Eroberung Schlesiens durch Friedrich II. auf die preußische Krone über als die Besitznachfolgerin der Piasten und wird jetzt durch die Regierung in Breslau ausgeübt.

Unter den Geistlichen der Parochie ist besonders zu erwähnen der Pastor Daechsel, der die bekannte Bibelerklärung geschrieben hat (von 1868 bis 1893).

Außer der Schule in Steinkirche, einer sehr alten Kirchschule, an der drei Lehrer tätig sind, gehören zum Kirchspiel noch die in Dobergast. Neukarlsdorf und Striege mit je einem Lehrer. Katholische Schulen sind in unserem Bezirk in Danchwitz, Waldneudorf und Dobrischau. Katholische Kirchen befinden ebenfalls in den drei Orten.

Außer diesen Römisch-Katholischen wohnen in unserem Gemeindebezirk eine größer Anzahl Altlutheraner und Reformierte, die seinerzeit aus Böhmen eingewandert sind. Die Gesamtbevölkerung beträgt 3434 von denen 1976 evangelisch sind. In dem im Kreise Strehlen liegenden Dörfern unserer Parochie: Steinkirche, Dobergast, Striege, Eichwald, Geppersdorf, Pogarth, Danchwitz, Wammelwitz, Wammen und Gambitz überwiegt die evangelische Bevölkerung, in den im Kreise Münsterberg gelegenen: Kummelwitz, Schildberg, Neukarlsdorf, Waldneudorf, Dobrischau und Craßwitz die römisch-katholische. Der Hauptteil unserer Gemeindeglieder treibt Landwirtschaft, doch gehören auch der Stein- und Ziegelindustrie viele an. Kirchlichkeit ist noch gute alte Sitte, freilich steht es damit heute viel schlechter als zu der Väter Zeiten. An kirchlichen Vereinen bestehen hier eine Evangelische Frauenhilfe unter Leitung der Frau Gutsbesitzer Kaerber in Wammelwitz und ein Jungfrauenverein unter Leitung der Pfarrfrau. Auch ein Jungmänner-verein besteht, hat aber nicht das blühende Leben der beiden anderen Vereine.

Nach einer Zeichnung vom Jahre 1740 : Schönbrunn und Steinkirche

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