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HEIMATBUCH DUNESDORF: [Einleitung ] [Gemeinde] [Geschichte] [Zwangsarbeit in Rußland] [20. Jahrhundert] [Bräuche und die Nachbarschaft] [Geschichten aus dem Zeitgeschehen]
von Lehrer Peter Beindressler (1913-1994)
Auf dem Königsboden der Siebenbürger Sachsen gab es lange Zeit die Dreifelderwirtschaft, wo also ein Teil des Bodens jährlich brach lag und nur zwei Teile bebaut wurden. Diese Art des Anbaues reichte damals den anspruchslosen Bauern zum Lebensunterhalt. Als aber im 18.Jahrhundert das Gewerbe, der Handel und schließlich die Industrie einen großen Aufschwung nahmen, und die Einwohnerzahlen der Städte ständig stiegen, wuchs auch deren Anspruch auf Lebensmittel und Bekleidung. Diese zu erzeugen, brauchte die Industrie die notwendigen Rohstoffe aus der Landwirtschaft. Dieser Bedarf bot den Bauern größere Einnahmequellen. So richtete sich ihr Interesse darauf, vergrößerte Flächen anzubauen. Dabei kam man auf den Gedanken, das Brachland auszuschalten und den durch Vererbung zerstückelten Boden zu Großflächen zu kommassieren. 2
An die Bodenerzeugnisse erhoben dann auch Vieh- und Schweinezucht ihren Anspruch; folglich mußte die Fruchtbarkeit des Bodens gesteigert werden. Dazu entwickelten sich auch die Zweige Obst-, Gemüse- und Weinbau. 3
Um all diesen Forderungen gerecht zu werden, entstand der Gedanke einer Förderung der Landwirtschaft durch Gründung von landwirtschaftlichen Gesellschaften.
Schon Stefan Ludwig Roth hat in dieser Richtung Vorschläge gemacht, die um sich griffen und Einfluß ausübten. Deshalb wird er auch als geistiger Vater des Landwirtschaftsvereins der Siebenbürger Sachsen dargestellt.
Auf der konstituierenden Generalversammlung vom 24. September 1845 in Mediasch traten dem Verein schon 600 Mitglieder bei; freilich waren dies meist Pfarrer, Lehrer und einsichtige Bauern. Diesen gelang es, ihre Gemeinden von dessen Zweckmäßigkeit zu überzeugen und sie zur Mitarbeit heranzuziehen. So erhöhte sich bis 1900 die Zahl der Ortsvereine auf 146. 4
Im Jahre 1929 gab es schon 239 Vereine. Ihre Mitgliederzahl erhöhte sich andauernd. Bis 1940 wuchs sie auf 14318 Anhänger. 5
Somit zählte der Landwirtschaftsverein zu den größten und bedeutendsten Vereinigungen dieser Art in Rumänien.
Zu den Leistungen des Landwirtschaftsvereins unter seinem späteren geistig führenden Leiter Josef Bedeus von Scharberg gehören:
Die hervorragenden Leistungen des Landwirtschaftsvereins waren erst durch die Gründung der "Bodenkreditanstalt" möglich geworden, die auf Initiative von Josef Bedeus von Scharberg zurückzuführen ist.
Durch den Einfluß des Landwirtschaftlichen Vereins und seiner Publikationen in den "Landwirtschaftlichen Blättern" und dem Bauernkalender "Der Pflug" nahmen auch die Dunesdorfer Bauern an den verschiedenen Kursen teil und erweiterten ihr Wissen über Ackerbau, Vieh- und Schweinezucht sowie über Obst- und Weinbau.
Es ist keine Übertreibung, wenn man behauptet: die "Landwirtschaftlichen Blätter" befanden sich in jedem Bauernhaus, gleich der Bibel. 6
Täglich sah man die Dunesdorfer Bauern unterwegs in die Kreisstadt Schäßburg, mit Erzeugnissen aus Vieh- und Schweinezucht, sowie aus dem Gartenbau.
Die kommunistische Idee, von Marx und Engels entwickelt und propagiert, entfaltete sich während des Ersten Weltkrieges in Rußland und Deutschland zur Blüte. Mit der Losung: "Proletarier aller Länder, vereinigt euch!" warben ihre Anhänger für die Weltrevolution. Diesem Ziel trat dann der Nationalsozialismus in Deutschland entgegen. Sein Vertreter war Adolf Hitler. Er gründete die DJ (Deutsche Jugend) und DM (Deutsche Mannschaft), mit denen er in Straßenkämpfen die Kommunisten bezwang und beseitigte. 7
Die Idee es Nationalsozialismus breitete sich auch in Siebenbürgen aus. Die Siebb. Sachsen, treue Anhänger deutscher Gesinnung, hielten die Zeit für eine Umwandlung in den eigenen Reihen für gekommen. 8 Sie kopierten aber nicht das deutsche Modell, sondern holten daraus, was ihren Wesen entsprach. 9
Als der Zweite Weltkrieg in einer Katastrophe geendet hatte, wurde auch das Munkeln von der Enteignung der Siebenb. Sachsen zur Gewißheit. In Gruppen gingen die Rumänen und Zigeuner über die Felder im Herbst 1945 und nahmen den sächsischen Boden in Besitz. Dann zwangen sie unsere Bauern, das Vieh vorzuspannen, die landwirtschaftlichen Geräte aufzuladen und auf den Jahrmarktplatz [am Westausgang der Gemeinde] zu fahren. Hier teilten sie sich die Beute. Sogar Bettelzigeuner konnten sich nun in die Brust schlagen und als angehende Bauern auftreten.
In andere Gemeinden, wo die Sachsen in der Überzahl waren, wurden sogenannte Kolonisten gebracht, (rumänische) Motzen aus den Westkarpaten. Sie zogen in sächsische Wohnhäuser ein, zwangen die Besitzer, mit ihnen die Feldfrüchte zu teilen und ihnen Wirtschaftsräume zur Verfügung zu stellen. Die angefügte Liste belegt, wie Rumänen und Zigeuner sich in Haus und Hof einnisteten und die sächsischen Eigentümer in den kleinsten Raum oder gar in die sog. "Sommerküche" zusammenpferchten.10
In manchen Ortschaften mußten die Sachsen ihre Häuser sogar ganz raumen und in die von Zigeunern aufgelassenen Lehmhütten ziehen, ein erzwungener Wohnungstausch. Sogar das gut getrocknete und schön geschichtete Klafterholz (=Brennholz) mußte oft abgeben werden. All dies war für unsere sächsischen Bauern eine tiefe Herabwürdigung. Nach ihrem Rechtsgefühl waren es Gewaltakte, die mit gemeinem Diebstahl gleichgesetzt wurden.
Anhang: Tabelle der Dunesdorfer Sachsen mit Rumänen- oder Zigeunereinwohnern. [nicht vorhanden]
Durch das Dekret 485 vom 8. Oktober 1944 wurden die Einrichtungen der sächsischen Volksgruppe aufgelöst. Aber die rechtlose Zeit unseres Volksstammes sollte erst beginnen. Im Januar 1945 wurden über 70.000 arbeitsfähige Männer und Frauen, viele von ihnen erst knapp 17 Jahre alt, zur Zwangsarbeit nach Rußland deportiert. Aus Dunesdorf wurden so am Abend des 15. Januar 1945 41 ausschließlich deutsche Personen zusammengetrieben, die wenig später vom Sammelpunkt Schäßburg aus die lange Reise ins Ungewisse antraten. Damit war der sächsische Teil der Gemeinde innerhalb weniger Jahre erneut gewaltig gelichtet worden.11
Nachdem die Blüte der männlichen Jugend schon einmal, 1943, zur SS eingezogen worden war und viele gefallen oder in Gefangenschaft geraten waren, erfolgte nun ein noch größerer Aderlaß. Im März 1945 ordnete das Dekret 187 die Totalenteignung der Deutschen an. In Siebenbürgen verloren durch diese Maßnahme 61.157 Besitzer 345.598 Hektar Boden. Das war ein gewaltiger Schlag gegen die mehrheitlich in bäuerlicher Struktur wirtschaftenden Siebenbürger Sachsen. Dem folgte am 1. Juni 1948 die allgemeine "Nationalisierung" (=kommunistische Enteignung nach stalinistischem Vorbild). Daß diese auch rumänische Industrielle und Großgrundbesitzer betraf, war kaum Trost.
420 deutsche Industriebetriebe, 9456 Handelsunternehmen, 7841 Gewerbebetriebe und 3780 Handwerksbetriebe wurden enteignet. Dazu noch 262 Kreditinstitute und 75 Konsumgenossenschaften.
Dunesdorf verlor einen Raiffeisenverein12, zwei Mühlen, einen Konsumverein. Das Unterrichtswesen der Siebenbürger Sachsen war neben ihrem kirchlichen Leben die wichtigste Komponente kultureller Eigenständigkeit, über Jahrhunderte hinweg. Die Schulen waren ein so fest gefügter Bestandteil unseres Völkchens, daß es scheinbar auch den kommunistischen Machthabern schwerfiel, sie auf einen Schlag aufzulösen, wie dies zum Beispiel in Polen oder der Tschechoslowakei beziehungsweise Jugoslawien geschehen war.
Natürlich wurde das Bildungswesen geschmälert, der Landeskirche weggenommen und verstaatlicht. Trotz schrittweiser Beschneidungen und thematisch fremder Ausrichtung des Lehrprogrammes13, behielten wir unsere Unterrichtssprache. Der Religionsunterricht in den Schulen wurde verboten, und die Ortspfarrer mußten ihn ausschließlich in der Kirche vermitteln, hatten dabei aber vor allem unter der Ceausescu-Diktatur, dem dunkelsten Kapitel rumänischer Nachkriegsgeschichte, ihre Schwierigkeiten.
Nach der Enteignung wanderten viele Dunesdorfer nach Schäßburg oder Mediasch ab, wo sie Arbeit, und damit eine neue Bleibe fanden. Die Häuser und Höfe wurden durch das Dekret 81 den Sachsen zurückgegeben, jedoch oft in desolatem Zustand. In vielen Fällen waren Doppelfenster (Winter-Außenfenster) oder Türen, sogar Bretterfußböden aus dem Wohnbereich und ganze Wirtschaftsgebäude oder -einrichtungen (Scheunen, Scheuerchen, Schuppen, Bretterzäune u.v.a.) verscherbelt oder ganz einfach verheizt worden. Wer nicht in die Stadt abgewandert war, begann nochmal von unten. Man brachte sein Anwesen in Ordnung, baute an, modernisierte, richtete Badezimmer ein.
Dieser Aufbruch vollzog sich in den 60er Jahren, als eine kurze, konjunkturell bedingte Liberalisierungsphase -vor allem bei Optimisten- neue Hoffnung aufkeimen ließ.14
Die Ernüchterung kam bald. Die kommunistisch-nationalistische und absolutistische Ceausescu-Politik schnürte jedes Aufatmen ab. Man kann ruhig sagen, daß inzwischen mehr als die Hälfte der alteingesessenen Dunesdorfer Sachsen eine neue Heimat in Westdeutschland gefunden hat. Daß es heute in unserer Gemeinde trotzdem noch einen Pfarrer und eine ev. Kirchengemeinde gibt, ist der verkehrsgünstigen Lage der Ortschaft zu verdanken: Viele Sachsen aus den nahen Seitentälern und anliegenden Dörfern siedelten nach Dunesdorf um.15
Das 45ste Nachkriegsjahr kam in Osteuropa mit Paukenschlägen. Besonders blutig verlief es im Lande der Karpaten. Erstmal haben die Menschen aufgeatmet. als der Kopf der Diktatur fiel. Ob das unsere Leute zum Ausharren bewegt? Wohl kaum! Die Anzeichen, erfahren aus Kontakten der Autoren dieses Heftes mit Landsleuten, die im Frühjahr 1990 besuchsweise oder als Spätaussiedler in die Bundesrepublik kamen, sprechen weiterhin für das Gehen.
In der Periode der Rechts- und Gesetzlosigkeit konnten die Sachsen auch keine eigene Kulturarbeit betreiben. Die Verbrüderungslosung sah gemeinsame Kulturarbeit MIT und IN rumänischen Formationen vor. Zugleich lief die ideologische Umschulung; die sogenannten "Volksfeinde" sollten beseitigt oder mundtot gemacht werden.
Unter dem Generalsekretär der RKP Gh. Gheoghiu-Dej wurde Hexenjagd auf vermeintliche Staatsfeinde gemacht, unter ihnen viele Deutsche17. Sie wurden zu Zwangsarbeit, zum Beispiel am Donau-Schwarz-Meer-Kanal, verurteilt. Zu leiden hatten auch viele Pfarrer, Schriftsteller und andere Angehörige der Intelligenz. Der ev. Pfarrer von Dunesdorf, der die Bruder- und Schwesternschaft wieder einführen wollte, kam noch glimpflich davon.
Nicht so jedoch diejenigen von Kronstadt ("Edelsachsen"). Unter den Betroffenen waren auch die Schriftsteller Hans Bergel und Andreas Birkner. In unguter Erinnerung sind die ideologischen Kurse, die sogenannte "Kritik und Selbstkritik", die Bespitzelung von Intellektuellen und später der Menschen aus allen Schichten.
Unter diesen Voraussetzungen bot die Kulturtätigkeit in etwa zwei Aspekte18:
- Man führte Weisungen "von oben" durch
- und pflegte dazwischen, mit viel Aufwand und Schwung, auch alte Bräuche und
Sitten.
Die Lehrer waren ein wichtiger Faktor. Sie hatten den Auftrag, mit Schülern und der Jugend künstlerische Programme zu gestalten und damit an Massenwettbewerben für Laienkgruppen teilzunehmen. In der Zeit relativer Freiheit konnten auch Lieder und Theaterstücke in Hochdeutsch oder Mundart geboten werden.
In Dunesdorf war dafür nur eine aktive Lehrkraft zuständig. Der Lehrerin, Anni Untch19 aus Schäßburg, die jahrelang in Dunesdorf Lehrerin war, halfen noch zwei Rentner: Lehrer Lingner übernahm es, mit den jugendlichen Theaterstücke einzuüben; Lehrer Beindressler agierte auf musikalischem Gebiet.
Die Blaskapelle aus der Zwischenkriegszeit war abhanden gekommen, ebenso
deren Instrumente.20
Schließlich halfen Landsleute aus Amerika mit Geld, so daß einige Instrumente
neu angeschafft werden konnten.
Der Rest war guter Wille und sogar Begeisterung. Nicht nur Jugendliche, sondern auch ältere, gestandene Familienväter büffelten Noten. Es begann ein schulmäßiges Einüben von Tanz- und Bestattungsmusik.21
Der alte Turm wurde renoviert und als Raum zum Abhalten von Musikproben hergerichtet.22 So blühte in kurzer Zeit mit dem kulturellen auch das gesellschaftliche Leben wieder auf.23
Aus heutiger Sicht betrachtet, war es ein letztes Aufflackern eigenständiger kultureller und gesellschaftlicher Selbstdarstellung der Dunesdorfer Sachsen. Obwohl seit Ende 1989 neue Bedingungen herrschen, dürfte diese Feststellung mit großer Wahrscheinlichkeit zutreffen.
Zu bemerken bleibt noch, daß in der zahlenmäßig so kleinen Gemeinde Dunesdorf dennoch viel geleistet wurde. Es war ein gutes musikalisches und laienkünstlerisches Potential vorhanden, und es bestand Interesse und Freude an der Kulturarbeit. Die Bereitschaft dazu wurde u.a. auch durch zahlreiche gutorganisierte Ausflüge, die zu verschiedensten Sehenswürdigkeiten führten, gesteigert.24
In der Zeit von 1965 bis 1978 gab es in Dunesdorf folgende Laienkunstgruppen25:
- Adjuvantenchor
- Gemischter Chor
- Blaskapelle
- Orchester für Unterhaltungsmusik
- Volkstanzgruppe
- Theatergruppe
Naturkatastrophen kommen im Laufe der Jahre und Jahrzehnte immer wieder vor, sei es in Form von Erdbeben, Hagelschlag oder Überschwemmung.
Im Jahre 1963 gab es in Dunesdorf eine heillose Überschwemmung, die sich jedoch nur auf einen Teil der Gemeinde auswirkte, nämlich auf der von Sachsen bewohnten.
Das geschah so:
Ein schwerer Wolkenbruch, begleitet von vielen Blitz- und Donnerschlägen, der
aus Richtung Norden kam, wurde von einem Gegenwind in die "Kuileng"
eingeschlossen, woher ein Graben mit schmales Wasserlein hinabplätscherte und
weiter unten die Gemeinde durchquerte. Im "Kuileng" wurde das Gewitter
aufgehalten. Der einsetzende Regen hielt zwei volle Stunden an. Von dem
abfließenden Wasser der beiden Berglehnen schwoll der Graben immer mehr an,
wurde höher, riß sich schließlich von den schmalen Ufern einen breiten Weg
frei und erreichte die Gemeinde als stürmischer Sturzbach.
Vor den Höfen der Kollektivwirtschaft lagen viele Baumstämme, die zu Baumaterial gesägt werden sollten. Diese nahm das über die Ufer getretene Wasser mit und verstopfte damit den Durchfluß unter der Brücke, die über die Landstraße führte. Nun staute sich das Wasser immer höher und floß zum Teil durch der Hof der Kollektivwirtschaft in die Gärten der linksliegenden Hofe, wo es die Zaune krachend niederriß und alles Gemüse mit einer dicken Sandschicht zuschüttete. Der Hauptteil des Wassers aber breitete sich über die Landstraße aus und wälzte sich darauf bergab, wobei es auf der rechten Seite unter den Toren in die Höfe drang und sich von der Straße her durch die Kellerfenster in die Keller ergoß und diese buchstäblich füllte.
Alles Volk geriet in Panik. Die Erwachsenen liefen mal in den Garten, um Scheune und Stall vor den Wassermassen zu schützen, mal auf die Straße, um die Kellerfenster irgendwie zuzustopfen. Voller Angst standen die Kinder weinend am Fenster, weil sich die vertraute Straße in einen reißenden Bach verwandelt hatte, oder aber in Sorge und Leid um ihre eingeschütteten Blumen im Garten.
Überall war nur Klage und Jammer zu hören. Aus dem ungefährdeten Teil der Gemeinde kamen Leute herbei, um Hilfe zu leisten. Wichtig war es, den Durchfluß unter der Brücke wieder freizukriegen. Mit Ketten und Stangen gelang es schließlich, die Stämme so voneinander zu trennen, daß der Abfluß durch entstandene Hohlräume gesichert wurde.
Der Zufall wollte es, daß sich Minister Maurer nach der Verschwemmung auf der Durchfahrt befand und wegen dar querliegenden Stämme nicht weiterkam. So erfuhr er unmittelbar, was sich an diesem Tage in Dunesdorf zugetragen hatte. Er versprach Hilfe und hat auch Wort gehalten. Im folgenden Jahr wurden im "Graben"26 drei Querdämme errichtet und damit der Wasserlauf auf Dauer geregelt.
Die Einwohner kämpften noch tagelang um die Säuberung ihrer Keller, Höfe und Brunnen.
In 1970 und 1975 haben die beiden großen Überschwemmungen in der nur 9 km entfernten Kreisstadt Schäßburg sehr große Schäden verursacht. Das Zentrum der Stadt stand vollständig unter Wasser und sah aus wie ein breiter See. Die Bewohner mußten auf die Burg oder in andere höhergelegene Stadtteile flüchten. Auch der Bahndamm südlich der Stadt wurde unterwaschen, so daß der Zugverkehr mehrer Monate stockte. Das gleiche Schicksal ereilte auch Elisabethstadt, Mediasch, Blasendorf und viele andere Ortschaften im Tal der Großen Kokel.
Aber unsere Gemeinde ist bei diesen zwei Überschwemmungen der Großen Kokel mit heiler Haut davongekommen. Die damaligen Wasserfluten füllten zwar die breite Au-Ebene an der Kokel, rissen auch die Brücke fort, welche Dunesdorf mit Groß-Alisch verbindet, wurden aber vom Bahndamm am Rande der Gemeinde aufgehalten, so daß die Gemeinde verschont blieb.
Als Folge des Zweiten Weltkrieges haben Millionen von Menschen in Europa ihre Heimat verloren. Aus vielen Staaten sind Menschen deportiert, zur Zwangsarbeit verschleppt, in Konzentrationslager gesteckt beziehungsweise ermordet worden. Ein Teil der Siegermächte hat die Deutschen aus Polen, der Tschechoslowakei. Ungarn und Jugoslawien sowie die gesamte deutsche Zivilbevölkerung östlich der Oder-Neiße-Grenze vertrieben. Ihre Gesamtzahl wird auf etwa 15 Millionen geschätzt.
Von diesen haben etwa 2,2 Mill. auf der Flucht oder im Zusammenhang mit den von Ihnen erlittenen Grausamkeiten zu Hause oder während der Vertreibung das Leben verloren.
Das deutsche Volk, einheimische wie Vertriebene, war weitgehend sich selbst überlassen, also auf sich selbst gestellt. Ihm oblag die Aufgabe, sich aus dem Nichts eine neue Existenz aufzubauen.27
Im allgemeinen wurde das Elend der Vertriebenen in Europa nicht wahrgenommen. Es
galt ihr Satz: Wir riefen nach dem Beistand der Welt und hörten ein Schweigen.
In dieser Lage des Verlassenseins empfanden die Vertriebenen das Bedürfnis,
sich als Schicksalsgemeinschaft zu organisieren und ihre Interessen selbst zu
vertreten. So entstanden 1947 die Landsmannschaften der verschiedenen
Vertreibungsgebiete, zusammengefaßt im "Verein für das Deutschtum im
Ausland"28
In der Überzeugung, daß ihnen durch die Vertreibung unrecht geschehen war,
förderten sie Gehör für ihre durchaus berechtigten Anliegen.
Am 5. August 1950 wurde von ihnen in Stuttgart die "Charta der deutschen Heimatvertriebenen" verkündet. Darin versprechen sie auf Rache und Vergeltung zu verzichten zu wollen, sowie durch harte, unermüdliche Arbeit am Wiederaufbau Deutschlands und Europas teilzunehmen. Sie bekennen sich zu einem geeinten Europa, in dem die Völker ohne Furcht und Zwang leben können und das Recht auf Heimat als Menschenrecht verwirklicht wird.
Dieses Drama der Vertriebenen umfaßte auch die Siebenbürger Sachsen. Nach dem Zweiten Weltkriege erlitten sie viel Schrecken und Leid bei all den Maßnahmen, die die Kommunisten (in Siebenbürgen zum größten Teil auf das Staatsvolk gestützt) zu ihrer Verarmung und Entwürdigung durchführten. In allen Hinsichten vollständig eingeschnürt und bedrängt, sahen die meisten keine Perspektive mehr, als Deutsche zu überleben, und trugen sich schließlich nur noch mit dem Gedanken der Auswanderung: in die Freiheit, in ein friedliches Leben!29
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