Unsere Deutsche Wurzeln - Our German Roots
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ZWANGSARBEIT IN RUSSLAND
der Siebenbürger Sachsen aus DUNESDORF


Aushebung und Abtransport (1945)

Die Demütigung der Siebenbürger Sachsen erreichte ihren Höhepunkt im Januar 1945, als Rumänen mit aufgepflanztem Bajonett -- Rumänen, mit denen man meistens jahrzehntelang friedlich zusammengelebt hatte -- unsere noch verbliebenen Männer von 17 bis 45 und unsere Frauen von 18 bis 35 Jahre aus ihren Häusern holten. 1

Zu je 45 Personen wurden sie in Viehwaggon verladen und auf eine wochenlange Reise zur Zwangsarbeit verschickt in die UdSSR verschickt. 70000 2 waren es insgesamt, unter ihnen auch 41 Dunesdorfer.

Karte von Russland und Osteuropa[Viele Arbeitslager waren in der Nähe von Stalino, jetzt Donezk, Ukraine (roter Stern), etwa 500 km Luftlinie von Siebenbürgen (blauer Stern), aber die Entfernung war viel weiter per Bahnfahrt und viel viel weiter von dem Aussicht der Zwangsarbeiter.]

Die eisige Kälte paßte, als äußerer Rahmen, genau zu dem Leid und dem Jammer die in ihren Herzen bohrte. Die Verschleppten dachten auch an ihre Lieben daheim, unter ihnen Kleinkinder, die ohne Mutter oder Vater zurückgeblieben waren. Vor allem der Anfang war schwer, als sie allgemeine materielle Not auch der Russen unsägliches Elend über unsere Landsleute brachte. Viele wurden mißhandelt, geschlagen, verspottet. Es war ein geknechtetes Dasein. 3

Auch die Dunesdorfer hatten Tote zu beklagen. 
- Wilhelm Baier, Haus-Nr. 163
- Stefan Hatt (aus Pretai), Haus-Nr. 325
- Johann Kraft, Haus-Nr. 270
- Alfred Paul-Binder, Haus-Nr. 158

Das waren dann Stunden voller Schmerz, Kummer und Tränen. Genauso wenn einer von zu Hause schlimme Nachricht bekam. Doch erreichten sie nur selten Briefe aus der Heimat. Sie machten sich Sorgen um die Daheimgebliebenen, weil sie nicht wußten wie dort die Ernährungslage war; und ungewiß war ja auch die eigene Rückkehr. Keiner wußte, wie lange die Verbannung dauern sollte. Kein Wunder, daß trotz der großen Entfernung viele sich zur Flucht entschlossen. Nur wenigen ist die Flucht gelungen. Eine von ihnen, Michael Radler aus Pretai, ist auf die Knie gesunken und hat die Heimaterde geküßt, nachdem er auf abenteuerliche Weise zu Hause angelangt war. Aus unserer näheren Umgebung traf auch das Ehepaar Zimmermann 4 aus Lasseln zu Hause ein. lhnen verdanken die Dunesdorfer viele Informationen über das schwere Leben in der Deportation.

Die anschließende Tabelle vermittelt eine genaue Übersicht über die deportierten Dunesdorfer:


DEPORTATION der Siebenbürger Sachsen aus DUNESDORF zu der SOWJETUNION, Januar 1945 5

Aushebung: 14. Jan 1945, Abtransport: 15. Jan 1945

Name der Arbeitslager: Hashionkowa (für die meisten), Sewastopol
Hauptarbeitsplatz: Kohlengrube

Nr. Haus-Nr.
1945
Name, Vorname Geschlecht Geburtsjahr Familienstand
1945
1 ? Acker, Anna Frau 1921 ledig
2 ? Acker, Sara Frau 1926 ledig
3 157 Albrich, Michael (Pfarrer in Dunesdorf) Mann aus Mardisch verheiratet
4 ? Baier, Amalia (verh. Rehner) Frau 1923 ledig
5 257 Baier, Emma Frau 1921 ledig
6 163 Baier, Michael Mann 1900 verw.
7 163 Baier, Wilhelm Stephan (gest. Rußland 1948) Mann 1927 ledig
8 158 Binder, Alfred (gest. Rußland 1945) Mann 1927 ledig
9 243 Binder, Irene Frau 1925 ledig
10 243 Binder, Johanna Frau 1923 ledig
11 ? Bloß, Karl Mann 1908, Pruden verheiratet
12 ? Bodendorfer, Rosina (verh. Kuttesch) Frau 1925 ledig
13 359 Bordon, Irene geb. Baier Frau 1921 verheiratet
14 ? Bordon, Rosina (verh. Martini) Frau 1922, Schäßburg ledig
15 174 Diller, Michael Mann 1904 verheiratet
16 284 Fabian, Rosina Frau 1923 ledig
17 ? Fabian, Sara Frau 1915 ledig
18 ? Fleischer, Sara Frau 1921 ledig
19 325 Hatt, Stefan (gest. Rußland) Mann 1913, Pretai verheiratet
20 276 Keul, Hermine Frau 1926 ledig
21 270 Kraft, Johann (gest. Rußland 1948) Mann 1906 verheiratet
22 ? Kreuzer, Rosina Frau 1926 ledig
23 286 Leitner, Johann Mann 1907 verheiratet
24 286 Leitner, Sara geb. Fabian Frau 1911 verheiratet
25 154 Lingner, Michael Adolf Mann 1906 verheiratet
26 280 Lingner, Paulina (verh. Schebesch) Frau 1920 ledig
27 280 Lingner, Regina (verh. Eder) Frau 1923 ledig
28 ? Lingner, Rudolf Mann 1908 ledig
29 ? Martini, Martha Frau 1923 ledig
30 252 Melas, Rosina Frau 1916 ledig
31 ? Müller, Johann Mann ? ?
32 ? Reidel, Paul Mann 1906 verheiratet
33 ? Reidel, Theresia geb. Baier Frau 1919 verheiratet
34 327 Schuster, Anna geb. Wagner Frau 1920 verheiratet
35 ? Schuster, Pauline (verh. Klein) Frau 1924 ledig
36 ? Schuster, Rosina Frau 1924 ledig
37 371 Seiler, Emil Mann 1916 verheiratet
38 ? Speidel, Hans (Tischler in Dunesdorf) Mann ?, Banat ledig
39 ? Stamp, Johann Mann 1908, Wurmloch verheiratet
40 ? Stamp, Maria geb. Fritsch Frau 1911 verheiratet
41 ? Stirner, Georg Mann 1904, USA verheiratet
42 243 Untch, Anna Frau 1922 ledig
43 243 Untch, Rosina Frau 1926 ledig
44 170 Untch, Sara geb. Schwarz Frau 1919 verheiratet
45 ? Wagner, Georg Mann 1910 ledig

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Bemerkungen

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  1. Anmerkung vom unbekannten Rezensent: "Bitte dieses Ereignis, so wie es zunächst in der Gemeinde verlief ausführlich dokumentieren, aber nicht nur Zahlenmäßig, sondern in ganzer Gefühlsbreite. Denn dies war menschenverachtende Politik im tiefsten Sinne. Was das bedeutet, soll nachkommenden Generationen in allen Einzelheiten nicht erspart bleiben. Diese Schläge müssen tiefer sitzen!"
  2. Anmerkung: "Woher haben Sie diese Zahl? Allgemein werden 40000 angenommen, wenn ich mich richtig entsinne." Im Artikel "50 Jahre nach der Verschleppung nach Russland" wird die Zahl "165000 Deutsche aus Rumänien, Jugoslawien und Ungarn" angegeben, darunter 30000 Siebenbürger Sachsen ("15% der deutschen Bevölkerung Siebenbürgens").
  3. Anmerkung: "Lassen Sie hier bitte ausführliche Berichte Betroffener folgen, und seien sie noch so einfach verfaßt! Hier muß der Kampf ums Überleben sprechen. Und den kann nur schildern, wer wirklich dabei war. Nicht schreiben sollen die Betroffenen, sondern auf Tonband sprechen. Anderes ist ihnen nicht zuzumuten! Lassen Sie bei dieser Gelegenheit eine einmalige Quelle sprudeln!"
  4. Georg Zimmermann und Frau Pauline geb. Rether: deren Bericht über diese Erlebnisse heißt "Von Ceglovka zu Fuß und per Bahn nach Grosslasseln"
  5. Die Tabelle war nicht vollständig; diese Liste war zusammengestellt von mehreren Quellen: Peter Beindressler, Irene Borden, Mali Rehner. Elisabeth Wiehle geb. Lingner, obwohl in Dunesdorf geboren, wird hier nicht mitgezählt da sie mit den Kreischer Landleute nach Rußland geschickt wurde. Vielleicht fehlen noch welche Namen. Andere Lager: Tschehglovka (Kreischer und Lassler).

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