The evangelican parish „Märker “ in the town Hattingen
Heute, am 30. März 2000, vor 400 Jahren war ein denkwürdiger Tag. Es begann die Geschichte einer etwa 200 Jahre andauernden Tradition. For 400 years was a spezial day. It startet a history, with 200 years tradition.
Dem gerade 17-jährigen Hermann Mercker wurde bereits in diesem Alter der Kirchendienst der
Vicarie St. Stephanie übertragen.
Mercker entstammte einer alten Hattinger Familie, die fast so alt ist, wie die Geschichte unserer Stadt. Der Familienname Märker oder Mercker ist bereits seit etwa 1490 urkundlich in unserer Stadt nachweisbar. Eine Familie, die im 16. 17 und 18. Jahrhundert stark mit der Geschichte unserer Stadt Hattingen verbunden ist.
Der Großvater Johann Mercker war Ratsherr in Hattingen, sein Vater war Stadtrentmeister und
Bürgermeister, bereits seit 1583 Richter in der Stadt „Witten“ und später in „Herbede“, seine Mutter
war eine Tochter des Pfarrers Wischmann. So war es sicherlich verständlich, das Hermann, als
ältester Sohn, Theologie studierte. Hermann Merker lebte von 1583 bis 1630 in Hattingen und wurde am 23.1. 1630 beerdigt. Vertraut man den alten Kirchenbuchunterlagen ist er damit nur 47 Jahre alt geworden. Wie bereits erwähnt, verrichtete er als Jüngling den Kirchendienst in der Vicarie St. Stephanie.
Die Kirche in Hattingen besaß in dieser Zeit vermutlich 10 Vicarienstellen, eine davon war die Vicarie
St. Stephanie, die von der Familie Wischmann, „op der Wysch“ , wie der Ursprungsname lautete,
gestiftet wurde. Diese befand sich innerhalb der St. Georgs Kirche. Mercker studierte sowohl in „Marburg“ als auch in „Wittenberg“ und legte im Mai 1604 seine Ordination ab, wurde dann im Jahre 1605 Hilfspastor in der Nachbargemeinde in „Herbede“. Hier hat er das Evangelium eingeführt. Bei der allgemeinen Predigerversammlung im Jahre 1612 in „Unna“ unterschrieb er den lutherischen Glauben. Im Jahre 1613 wurde Mercker als Vizepastor und Stadtprediger in „Hattingen“ eingeführt. Merker predigte zu einer Zeit, als die evangelische Bewegung hier in unserer Region stattgefunden hat. Nach dem Tod des ersten Pfarrers im Jahre 1619 war die Wiederbesetzung dieser Stelle offensichtlich mit schweren Machtkämpfen verbunden. Folgt man dem alten Geschichtsmaterial, so forderte seinerzeit der Erzbischof zu „Köln“, das die freigewordene Stelle einem katholischen Geistlichen zu übertragen sei. Dies führte dazu, das Mercker Leichenpredigten und Gottesdienste vor der Kirche und auf dem Kirchhof abgehalten hat, da die Kirche für ihn und seine Anhänger verschlossen war. Nachdem sich zwischenzeitlich auch die kurfürstliche Regierung eingeschaltet hatte, wurde letztlich im Jahre 1619 die Stelle einem katholischen Priester übertragen, der die Auflage hatte, diese an Hermann Mercker als seinen Substituten sofort weiterzugeben.
Mercker berichtet selbst hierüber:
Anno 1619, den 15. Dezember ist Sonntag der dritte des Advents bin ich Hermann Mercker, Vizepastor hierselbst zum Pastorat eingeläutet worden als man nach vieler Mühe, Unkosten und Last vorigen Jacobi abgeschaffet, deme noch zu Cölln bei Unterhand-
lung Regentis seminarii Benedictinorum, in Spiritualibus vicarie und Dn Abbatis Tuitiensis 15. Reichstaler zum Abstand
gegeben worden. „Aus dem Lateinischen“
Festzuhalten bleibt also, dass zu diese Zeit zwar römisch katholische Geistliche zu Pfarrern der
Gemeinde bestimmt wurden, diese mussten aber evangelische Geistliche zu ihren Stellvertretern
ernennen und konnten selbst nicht die Pfarrstelle ausüben.
Mercker war Pfarrer zur Zeit des 30-jährigen Krieges ( 1618 – 1648 ), zu einer Zeit, als Hattingen auch vom Kriegsvolk belagert und besetzt war. Dies führte bei den Bewohnern zu Abwanderungen, so dass die Einwohnerzahl in diesem Jahrhundert aus heutiger Sicht doch recht bescheiden war.
Nur noch ein paar Hundert Einwohner lebten zu dieser Zeit in unserer Stadt. Heute ist dies kaum
vorstellbar. Die geringe Einwohnerzahl förderte das Heiraten untereinander, zwangsläufig waren
hierdurch immer mehr Hattinger Familien miteinander verwandt.
Der jülische - clevische Erbfolgekrieg führte etwa 1625 dazu, das die evangelischen Pfarrer abgesetzt
und überall katholische Geistliche eingesetzt wurden. So auch in Hattingen. Der bestehende
Konfessionsstreit eskalierte soweit, das Mercker unter Strafe verboten wurde, Gottesdienste
abzuhalten. Selbst das Pfarrhaus musste er räumen.
Der Not folgend, wurden daher die Gottesdienste in Privathäusern abgehalten, bis auch dies sowohl
dem Pfarrer und dem Rat der Stadt als auch den Gläubigen wiederum unter Strafe verboten wurde.
Verständlicherweise fanden anschließend wieder heimliche Gottesdienste statt; man ging selbst
soweit, an Sonn- und Feiertagen mit großer Menge nach „Bochum - Stiepel“ zu ziehen, um hier zu
predigen. Die Kirche in Stiepel war der Zufluchtsort für die bedrängten Evangelisten aus den
Nachbarorten. Hierher zogen viele, um das Wort Gottes zu hören, zu heiraten oder die Kinder taufen zu lassen. In Stiepel empfingen sie das heilige Abendmahl, während sie in ihren Heimatgemeinden, so auch in Hattingen, an der Ausübung ihres Glaubens mit brutaler Gewalt gehindert wurden.
Hierzu Mercker selbst:
Nach Pfingsten 1629 haben wir das heimliche exercitium continuiert, sind auch an etlichen Sonn- und Feiertagen mit großer Menge gen Stiepel gegangen, da wir gepredigt und die Leute mit großer Menge gefolgt. Es hat der Mönch Briefe gesandt, einen an den Herrn zu Stiepel, darin er begehrt, dass er dem Pastoren zu Stiepel befehlen wolle, dass er sich bei ihm abfinden wolle mit Vorbehalt und verwirkten Pfoen, weil er aus diesem Kirchspiel Kinder getauft und Copulationes verrrichtet – den anderen an den Pastoren ganz imperios, darinnen er vermeldet, dass solches ihm und seinen Substitutio gereiche zu merklichem Präjudiz, solle Abtracht machen. „Aus dem Lateinischen“
Ende 1628 wurden die Kirchengüter der Protestanten eingezogen und diese von den Katholiken
übernommen; der Protestantismus wurde nicht nur in Hattingen für rechtlos erklärt.
Aufgrund der im Frühjahr 1629 abgeschlossenen Verträge zwischen dem Kaiser und den Kurfürsten
wurde die evangelische Gemeinde wieder etwas freier und konnte zumindest in Privathäusern
nunmehr wieder Gottesdienste abhalten und auch die Verstorbenen kirchlich beerdigen. Während der
weiteren Kriegshandlungen wurde der Protestantismus in Hattingen nicht weiter behindert und lockerte sich immer mehr.
Aus dieser Zeit stammt die berühmte „Merckersche“ Chronik, eine Aufzeichnung der Kirchengemeinde, die auch Nachrichten über die Stadtgeschichte enthielt. Trotz seiner Amtszeit als
erster Pfarrer von nicht einmal 11 Jahren, hat sich Hermann Mercker große Verdienst um die
Gemeinde erworben und sicherlich durch seine Aufzeichnungen Wesentliches für die Nachwelt
erhalten.
Die etwa 240 von ihm verfassten Einzelblätter enthalten die verschiedenen Einnahmen der Kirche,
sowohl von der Höhe her als auch den Zahlungsgrund. In einem weiteren Teil wurden von ihm
geschichtliche Nachrichten aus der vergangenen Zeit vermerkt. Hier hat er festgehalten, was er in
vorhandenen Urkunden offensichtlich bereits vorfand und letztlich auch für wichtig hielt.
Jedes Forscherherz schlägt höher wenn man auf eine Aufzeichnung des Vorfahren stößt, die über 360 Jahre alt ist und in der bereits weitere konkrete Fakten über die Ahnen gemacht wurden.
Mercker hat in seiner „Vita“ viele Informationen über seine Verwandten und Vorfahren gemacht. Hier wird ein Stück Biographie lebendig:
Arndt Frölings und Hillen Merckers Eheleute Sohn ist gewesen Johann Frölings genannt Mercker. Dieser hat mit seiner Hausfrau Britten von der Pfortens gezeuget Conradt Mercker, Bürgermeisters. Conradt hat mit seiner Hausfrau Annen Wischmans gezeuget mich Hermannum Mercker. Ich habe mit meiner Hausfrau Hilla Khuweidt gezeuget 1. Conradum Henricus, 2. Johannen Bertramen, 3. Johannes, 4. und Hermannum Mercker. Meiner Mutter Eltern sind gewesen Ersamy Wischmann, Pastor, geboren von Essen und Catharina von Gerthen. Lebenslauf Ich Hermanny Mercker, geboren Anno 1583, 23 Januar, getauft 3. |
Sein Vater Conrad Fröhlings, genannt Merker, führte offensichtlich das Buch nach dem Tode seines
Sohnes vorübergehend weiter, ehe es dem Enkel, also dem Sohn von Hermann, „Johannes Bertram Mercker“ anschließend verwaltete und fortführte.
Johannes Bertram Mercker wurde am 21. April 1611 in „Herbede“ geboren und verstarb im August 1678 in Hattingen. Als zweitältester Sohn blieb auch er der Kirche treu und nahm bereits 1630, mit 19 Jahren, den Kirchendienst in Hattingen auf. Nach seinem Studium wurde er zunächst Pfarrer in „Gevelsberg“ und war ab 1637 in Hattingen tätig.
Neben der Tätigkeit als Pfarrer war er auch als Richter in Hattingen eingesetzt. Bis zum 2. Weltkrieg
erinnerte eine Kirchenglocke in der St. Georgs Kirche in Hattingen an ihn. Diese hatte folgende
Inschrift:
Kompt (Kommt) herzu, lasset uns dem Herrn frohlocken und jauchzen dem Horte unseres Heils. Psalm 95
Johann Bertram Merker, Bernhard Wilstach Pastores,
Henrich Severin D.M., Kuhlenberg consules a.D. 1662
Sein Neffe, Johann Anton Merker setzte den kirchlichen Beruf fort, war nach seiner Ordination in
„Unna“ am 19.7. 1654 Pfarrer in Essen bis zu seinem Tod 1691. Doch auch in der nächsten
Generation wird der bisherige Beruf weiter ausgeübt. Sein Sohn „Johannes“ der am 31.12. 1659 in Essen als Kind einer alten „märkischen Pfarrersfamilie“ geboten wurde, studierte in „Halle“ und in „Gießen“, war Rektor an der lateinischen Schule in „Essen“, Hilfspfarrer in „Essen“, Pfarrer in „Mülheim an der Ruhr“ und nach dem Tod des Vaters im Jahre 1691 Pfarrer in „Essen“.
Schon als 25 jähriger Jüngling hatte er, gleich nach seiner Rückkehr von der Universität „Halle“, in
seiner Vaterstadt eine äußerst heftige Predigt über den zweiten Brief Paulus an die Thessalonicher
(Kapitel 2. Verse 11+12), gegen die katholische Kirche gehalten, welche große Aufregung in der
ganzen Stadt anrichtete und ihn selber samt seiner Kollegen in eine ärgerliche Fehde verwickelte.
Merker, Märker, ein Mann von reicher Begabung, außerordentlicher Beredsamkeit, von glühendem
Eifer und scharfem Verstand, hatte ebenso großen Eigensinn und Anmaßung, leidenschaftliche
Heftigkeit und starre Schroffheit des Charakters. Dem aufblühenden Glaubensleben gab er sich mit
aller Macht jugendlicher Begeisterung hin und erwartete von den frommen Versammlungen die
Wiedergeburt der Gemeinde. Er widmete sich der Gemeinde mit aller Kraft und drang mit wahrem
Feuereifer auf christliche Zucht und Sitte. Mit seinen Äußerungen in der Kirche verwarf er die bisherige christliche Ordnung und Verfassung der lutherischen Gemeinde in „Essen“. Er wollte sich, ohne von der Kirche zu trennen, eine weitere Anzahl von neuen kleineren Kirchen gründen, in der jeder Bürger der sich berufen fühlte, predigen und die Sakramente verwalten und Sünde vergeben solle. Seine Ansichten und Streitigkeiten führten letztlich dazu, dass der Magistrat der Stadt „Essen“ ein theologisches Gutachten der Universität „Halle“ einholte. Auch von dieser für ihn negativen
Stellungnahme ließ er sich nicht beeindrucken, und in der Predigt am 9. Juli 1702 griff er massiv den
Magistrat an und warf ihnen vor, dass Saufereien nur deshalb in der Stadt nicht abgestellt werden,
damit auch der Magistrat ungehindert sein Zechgelage abhalten kann. Er fügte hinzu, das er als
Pfarrer, keinem der Magistratspersonen das Abendmahl reichen oder die Absolution erteilen wolle,
noch in kranken Tagen besuchen oder ihre Leiche begleiten werde, wenn sie nicht vorher das
feierliche Versprechen abgeben würden, alles aufzubieten, dass alle und jede Saufgelage in Essen
abgestellt werden und dieses durch eine deutliche und klare Gesetzgebung unmöglich gemacht würde.
Er war ein Mann, der nicht nur drohte, sondern auch seine Drohungen ausführte !
Da er auch unter Strafandrohung von seinen Meinungen und Äußerungen nicht absah, wurde er 1703
von seinem Dienst als Pfarrer suspendiert und im folgenden Jahr mit 200 Talern und ewiger
Steuerfreiheit abgefunden. ( Leider gilt die Steuerfreiheit nicht mehr für seine Nachkömmlinge!!)
Er zog zurück in die Heimat seiner Vorfahren nach Hattingen und war ab 30.3. 1713 in der Vikarie St. Stephanie wieder als Pfarrer tätig.
Sein Neffe, Johann Wilhelm Märker, war der letzte Pfarrer aus der Familie. Nur der Vollständigkeit wird er hier aufgeführt, da er nicht in Hattingen tätig war. Im Kirchenbuch der Gemeinde „Isselburg“ in der Nähe von Emmerich heißt es:
Das sich die Schreibweise des Familiennamens im Laufe der letzten 500 Jahre veränderte, istDer Witwer, Herr Johann Wilhelm Märker, welcher aus der freien Reichsstadt Essen gebürtig ist, das Predigeramt der evangelischen lutherischen Gemeinde 56 Jahre verwaltet hat, nachher noch acht Jahre im Hause seines Sohnes gelebt hat, gestorben am 27. März 1792, begraben am 30. März 1792 nachmittags direkt vor dem Altar in unserer Kirche unter dem Fußgestell.
Damit hat sich eine Familie über Jahrhunderte sowohl im kirchlichen als auch im rechtlichen ( von
1620 bis 1778 waren Kinder der Ursprungsfamilie als königlich preußische Richter und auch
Bürgermeister in Hattingen und in den Nachbarstädten tätig ) Bereich der Stadt Hattingen betätigt, ehe sie im 18 und 19 Jahrhundert der Region folgend, in den Bergbau einstieg und dem ursprünglichen Beruf untreu wurden.
Heute erinnert nichts mehr an die großen Vorfahren in Hattingen, allenfalls noch ein paar Namen im
örtlichen Telefonbuch sowie in den Büchern der Nachbargemeinden.
Es ist schon beeindruckend, wenn man heute durch die Hattingen Altstadt geht und daran denkt, dass
hier bereits die Vorfahren gelebt haben und vielleicht auf diesen Steinen gegangen sein.....
Ullrich Märker, Königsteinerstraße 67, 45 529 Hattingen, Germany
email: [email protected]
A.D. 2000
Marker Family Researchers