HERWEGH oo HAHNRATH

Genealogie und Geschichte

im Großraum Aachen und Limburg (Deutschland, Niederlande und Belgien)
 



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GENEALOGIE: 
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Berufe:
 
 

Familienblatt von:

Johann Heinrich (Hein) HERWEGH

Johanna (Hannchen) Petronella HAHNRATH

Eltern:

Johann Nicolaus HERWEGH & Catharina Carolina MAAßEN
 

Eltern:

Peter HAHNRATH & Hubertine Josefine SALZBURG
 

geboren / getauft:

* 03.01.1902 in Aachen
~ in Aachen (kath.)
 

geboren / getauft:

* 10.04.1908 in Aachen
~ in Aachen (kath.)

Wohnort(e) bis zur Heirat:

Aachen (sh. Eltern)
 

Wohnort(e) bis zur Heirat:

Aachen (sh. Eltern)

Schule:

Volksschulabschluss
 

Schule:

Volksschulabschluss

Beruf(e):

ausgebildeter Eisendreher

Anton HERWEGH:
"Vater arbeitete vor der Weltwirtschaftskrise als Eisendreher bei den Motorenwerken Mannesmann-Mulag bis ca. 1929 (Firmenbankrott).
Danach arbeitete er bei der Tuchfabrik Croon in der Appretur (Annastraße).
Ab ca. 1936-37 war er bei Garbe=Lahmeyer & Co. in der Jülicher Straße als Eisendreher beschäftigt. Diese Firma stellte Transformatoren und Elektromotoren her. Garbe=Lahmeyer war ein sog. kriegswichtiger Betrieb; auf Grund dessen wurde Vater von der Einberufung zur Wehrmacht verschont, er wurde u.k. (=unabkömmlich) gestellt. Im Juli 1943 ging er zunächst mit der Familie nach Schlesien, dann aber bekam er die dringende Aufforderung von Garbe=Lahmeyer, sich wieder in Aachen zur Arbeitsaufnahme zu melden. Im September/Oktober 1944, als Aachen komplett evakuiert wurde, kam er "dauerhaft" nach Schlesien. Dort arbeitete er als Eisendreher in der Dorotheenhütte, wo er unter anderem Lokomotivschornsteine bearbeitete."

Nach dem Krieg arbeitete er als Installateur und Dachdecker bei der Fa. SCHNITZLER, später beim EBV (Eschweiler Bergbauverein) bis schließlich die Fa. Garbe-Lahmeyer ihn wieder zu sich holte.
 

Beruf(e):

Nadlerin

Anton HERWEGH:
"Sie hat in der Nadelindustrie als Fräserin gearbeitet, so viel ich weiß, bei einer Firma Musolf [Anmerkung MLC: eine solche Firma ist nicht im Adressbuch zu finden, wohl aber ein 'MUSOLF, Ferd., Geschäftsführ., Adalbertstr. 114 I' - Adr.B. 1929]. Als sie die Schule verließ, musste sie fix ans Geldverdienen kommen, da ihre Mutter Witwe war und nur ein geringes Einkommen hatte. An Ausbildung war also nicht zu denken."


  
   
Tod:

+ 07.10.1969 in Aachen Laurensberg (Soers), Schloß-Rahe-Straße 11

Tod:

+ 09.04.1985 in Aachen Brand

Begraben:

10.10.1969 in Aachen Laurensberg, Friedhof "Hand"
 

Begraben:

12.04.1985 in Aachen Laurensberg, Friedhof "Hand"

Heirat standesamtlich:

Ort/Standesamt/Urkunde: Aachen / Aachen / 436/1929
Datum: 17.05.1929
Trauzeugen: 

Heirat kirchlich:

Ort/Kirche/Urkunde: Aachen, St. Foillan
Datum: 18.05.1929
Trauzeugen: 

Marie-Luise HERWEGH:

"Wie haben Oma und Opa sich eigentlich kennengelernt?"

Anton HERWEGH:

"Durch das Singen: Oma's ältester Bruder Theo und Opa sangen im Aachener Liederkranz. Wie das so ist, der große Bruder bringt seine kleine Schwester zu einer Veranstaltung mit und das war's dann."

Kinder dieser Ehe:

  1. Anton (Toni) Joseph HERWEGH
        Geburt: 17.04.1933 in Aachen [Aachen 588/1933] 
        Taufe: 19.04.1933 in Aachen, St. Foillan (kath.)
        Paten: Anton AUGSBURG (Schwager des Vaters), Josefine SALZBURG (Großmutter mütterlicherseits)
        [Familie]
        
  2. Karola (Karla)  HERWEGH
        Geburt: 29.01.1941 in Aachen, Rennbahn 8 [Aachen Geburten 254/1941]
        Taufe: 02.02.1941 in Aachen,  St. Foillan (kath.) [Urkunde]
        Paten:
        [Familie]

 

weitere Familiendaten:

Wohnorte:

1929 - 10.07.1941 : Aachen, Rennbahn 8 
nach 07.1941 - Sommer 1942: Aachen, Preus(s)weg 2 (im Kloster)
Sommer 1942 - 14.07.1943: Aachen, Büchel 51
nach 14.07.1943: Evakuierung nach Primkenau, Niederschlesien
Ende 1945 - : AC, Hasselholzer Weg / Laurensberg, Siedlung Rast 12
ab 1947 bis nach 1963: Aachen-Laurensberg, Roermonder Str. 40
nach 1963: Aachen-Laurensberg, Schloss-Rahe-Str. 11

 

zur Adresse "Rennbahn 8":

Adressbuch Aachen 1929:
Alphabetisches Namensverzeichnis:

HAHNRATH, Hub., geb. Salzburg, Ww., Rennbahn 8 III.
HAHNRATH, Peter., geb. Jülicher, Ww., Rennbahn 8 III.
HERWEGH, Johann, Glasarb., Mörgensgasse 15 I. [Onkel von Heinrich HERWEGH]
HERWEGH, Karoline, Ww., Königstr. 60. [Mutter von Heinrich, als das Adressbuch entstand, lebte er wohl noch bei ihr]

Alphabetisches Straßenverzeichnis:
Königstraße 60 (Rechte Seite)
E[igentümer] Gemeinnützige Baugesellschaft f. Aachen u. Burtscheid A.G. (Marienplatz 13)
V[erwalter] VOHN, P., Schuhm. (Bärenstr. 3)
BRANSCH, M., Nadler
CHORUS, L., Weber
ESSER, S., Magazinarb.
GÖTTGENS, J., Weber
HERWEGH, K., Ww.
KREUTZ, H., Schreiner
KREUTZ, H., Tiefbauarb.
KREUTZ, J., Weber
OHLEN, J. Heizer
PLUM, J., Schlosser
SCHMITZ, P., Elektrotechn.
SONS, C., Glaser
STEINHAUER, P., Weber
THYSSEN, H., Arbeit.

Rennbahn 8 (Rechte Seite)
E[igentümer] DEUTZ, E., Rentner (Maria=Theresia=Allee 233)
HAHNRATH, A., Ww.
HAHNRATH, J., Ww.
HARDT, J., Webermstr.
LANG, H., Klempn.
RUEB, C., Wirth F.
STEGH, M., Ww.

  

Adressbuch Aachen 1931:
Alphabetisches Namensverzeichnis:

HERWEGH, Heinr., Arbeit., Rennbahn 8
HERWEGH, Johann, Glasarb., Mörgenstr. 15 I. [Onkel von Heinrich HERWEGH]
HERWEGH, Karoline, Ww., Annastr. 24.
HAHNRATH, Hub., Ww., Rennbahn 8 III.
HAHNRATH, Peter, Ww., Rennbahn 8 III.

Alphabetisches Straßenverzeichnis:
Rennbahn 8 (Rechte Straßenseite)
E[igentümer] DEUTZ, E., Rentner (Maria=Theresia=Allee 233)
BRAMMERTZ, A, Postbote
HAHNRATH, A., Ww.
HAHNRATH, J. Ww.
HARDT, J. Webermstr.
HERWEGH, H., Arbeiter
KOBLITZ, H., Anstreicher
LANG, H., Klempner
RUEB, C., Wirt F.
RUHR, Ww.
STEGH, M., Ww.

Anton Herwegh:

"Ww. J(osefine) HAHNRATH war meine Großmutter, 
HAHNRATH, Hubert, war mein Großvater.

Ww. A(nna), genannt 'Tant Hann' HAHNRATH war die Schwägerin meiner Großeltern und die Mutter der Cousine (Bäbchen BRAMMERTZ) meiner Mutter. HAHNRATH, Peter (dr klenge Nonk Pitt), war der Bruder meines Großvaters.

Alle HAHNRATH's wohnten auf der 3. Etage und nachher die HERWEGH's und die BRAMMERTZ' auch. Die beiden Großmütter zogen sich, als die jungen Familien gegründet wurden, auf das jeweils kleinere Zimmer der 2-Raum-Wohnungen zurück. Nach meiner Geburt zog Oma Josefine (et Fina) dann aus, damit die junge Familie mehr Platz hatte. De "Tant Hann" blieb allerdings bis zur Zerstörung des Hauses Rennbahn 8 dort wohnen.

Die Bezeichnung 'Tant Hann' war natürlich Unsinn, da sie ja tatsächlich 'Anna' hieß. Im Gegenzug wurde meine Mutter [Johanna], auch von ihren Geschwistern 'et Anna' genannt. 

'Tant Hann' lehnte es ab, bei Fliegeralarm in den Keller zu gehen mit der Begründung: 'he-i e Oche es de Modder Jöddes, die beschötzt os. He-i passiert nüüs!' Der Erfolg war, dass sie am 10. Juli, nachdem bereits die ersten Brandbomben ins Haus eingeschlagen waren, durch das brennende Treppenhaus in den Keller geholt werden musste.

Zuständig für solcherart Rettungsaktionen waren mein Vater und der 16-jährige Sohn Josef einer Schwester von Tante Bäbchen (et Mie [Maria] KÖNIGS, die zusammen mit Ihrem Mann Hubert genau unter uns auf der zweiten Etage wohnte.

Mein Vater und Josef KÖNIGS haben am 10. Juli 1941 7 Brände im Haus gelöscht. Nach Ende des Fliegeralarms wurde das Haus durch Funkenflug - es war kein Wasser mehr da - doch noch ein Raub der Flammen."

zur Adresse Kloster, "Preussweg 2":

Geschichte Aachens in Daten:
1937 - Okt. 10.
Weihe von Mutterhaus und Kapelle der Elisabethinnen Preußweg 2 (Architekt Herm. Kremers).

1941 - Mai 23.
Die Gestapo schließt das Kloster der Redemptoristen, Lothringerstr. (22.7. das der Oblaten, Vaalser Str., 23.7. das der Elisabethinnen, Preußweg, 24.7. das der Jesuiten, Kurbrunnenstr. 42, 28.7. das der Franziskaner, Monheimsallee, un der Karmeliterinnen, Lousbergstr., sowie, wohl gleichzeitig, das der Patres von den heiligsten Herzen, Rütscher Str. 49, und der Redemptoristinnen, Krugenofen 51. Die meisten Elisabethinnen müssen den Krankendienst in den Städt. Krankenanstalten aufgeben, die ersten Schwestern Anfang, weitere Ende Sept., der Rest 15. Okt., um Platz für 'braune Schwestern' zu schaffen. Die Klöster werden später zugunsten des Deutschen Reiches beschlagnahmt).

zur Adresse "Büchel 51":

Anton HERWEGH.

"Es handelte sich um ein vormaliges Hotel, das zu Privatwohnungen umgewidmet worden war und in dem wir eine 4-Raum-Wohnung mit Diele bezogen: Große Wohnküche, Elternschlafzimmer, Kinderschlafzimmer, Zimmer für Oma Josefine SALZBURG, Wasserleitung in der Küche (ein großer Fortschritt, Klo aber immer noch auf dem Flur, kein Bad, das gab es erst nach dem 2. Weltkrieg)"

Tagebucheinträge im Familienstammbuch HERWEGH oo HAHNRATH:

"In der Nacht vom 09.-10. Juli 1941 wurde unser ganzes Hab u. Gut durch einen Englischen Bombenangriff zerstört. Wir konnten uns nur noch mit Mühe und Not unser nacktes Leben retten. Unsere Kinder Toni u. Karla waren noch klein Toni war 8 Jahre alt und Karla erst 6 Monate. Wir wohnten auf der Rennbahn 8. am Dom dann bekommen wir eine Unterkunft im Kloster am Preußweg 2. Toni wurde durch seine Mutter vor einem einstürzenden brennenden Mauerteil in letzter Minute noch gerettet indem sie ihn zurückhielt. Dies habe ich aufgeschrieben damit sich die Kinder zeitlebens daran denken.
Geschrieben im 3ten Jahr des Krieges euer Vater.
Heinrich Herwegh"

"In der Nacht vom 13-14 Juli 1943 wurden wir zum 2 x total ausgebombt. das war auf dem Büchel 51 hierauf wurden wir evakuiert u. zwar nach Primkenau in Niederschlesien, nach 10 Tagen mußte euer Vater nach Aachen zurück u. dort für sich allein hausen ihr meine lb. Kinder bliebt mit eurer Mutter in Primkenau zurück. In Aachen erlebte ich in der Zeit das ich allein dort war noch 4 schwere Angriffe die Aachen ganz in Schutt und Asche legten.
Euer Vater Heinrich Herwegh"

"Im fünften Jahre des Krieges als ich über ein Jahr allein in Aachen gewohnt hatte, mußten wir unser schönes Aachen ganz verlassen denn der Feind stand schon vor den Toren am 13.9.44 mußte ich mich im schwersten Granatfeuer bei Nacht aus der Stadt weg machen denn sie wurde ganz geräumt den Tag vorher.
Euer Vater"

 

Im Vergleich dazu:

Geschichte Aachens in Daten:
1941 - Juli 10.
100. Fliegeralarm, Großangriff auf Stadtmitte 1.30 bis 2.39 Uhr, fast unmittelbar nach dem Abzug der letzten schweren Flak-Abt., nur wenige Züge leichte und mittlere Flak (2 und 3,7 cm) sind auf Hausdächern in der Innenstadt und am Stadtrand aufgebaut; 30 Flugzeuge, 176 Spreng-, 3000 Brandbomben, 60 Tote, 85 Verletzte. - Dom, Marienkirche, Christuskirche, Verwaltungsgebäude, Stadtarchiv, Realgymnasium, Kaiser-Wilhelm-Gymnasium, Karin-Göring-Stift (ehemal. Josefinum), Alexianerkloster getroffen. Die Bevölkerung erhält als zusätzl. Lebensmittel Kaffee und Erbsen. [...]

[...]

1943 - Juli 14.
Großangriff, 1.45 bis 2.42 Uhr, ca. 200 Flugzeuge, 26 Minen, 489 Spreng-, 110.000 Brand-, rd. 21.000 Phosphorbrandbomben, 294 Tote, 745 Verletzte, 3600 Augenschäden (368 Verschüttete, davon 247 tot. Die Toten am 21.7.1943 auf dem Waldfriedhof feierl. bestattet.) Zerstört oder beschädigt u.a.: St. Adalbert, St. Michael-A., St. Michael-B., St. Nikolaus, St. Paul, St. Peter, Gymnasialkirche, Annakirche, Rathaus, Elisenbrunnen, Couven-Museum, Theater, Industrie- und Handelskammer, Konzerthaus, Marschiertor (Theateraufführungen entfallen, Konzerte finden in der Aula der TH statt [25.5.1944 zerstört]). Teile der Bevölkerung verlassen das Stadtgebiet. Soweit sie nicht zu Verwandten fahren, werden sie in die amtl. bestimmten Aufnahmegebiete Sachsen und Niederschlesien verbracht (Okt. 1944 waren in Sachsen 14.196, Niederschlesien 17.124 Aachener).

[...]

1944 - Sept. 11.
Aachen wird geräumt. Die Kreisleitung beginnt mit der Ausgabe der Marschbefehle. Neben den alten Aufnahmegebieten Sachsen und Niederschlesien wird die Bevölkerung vor allem nach Braunschweig und Thüringen, sowie in die Reg.-Bezirke Münster, Minden, Hannover, Hildesheim Merseburg und Erfurt verbracht (Zusammen mit den nach Luftangriffen Umquartierten leben bald etwa 143.000 Aachener in der Evakuierung). Die Geschäftsstelle der Wirtschaftskammer wird kurzfristig nach Düren-Birkesdorf, dann nach Bonn und Vollmershausen (im Bergischen) verlegt und bis Anfang März 1945 aufrechterhalten.

1944 - Sept. 12.
Schwere Kämpfe im Raum Eynatten-Köpfchen, sowie im Aach. Wald im Bereich der Bunker-Stellungen. US-Truppen bemächtigen sich des Pelzerturms. Die ersten Granaten schlagen in die Stadt; große Teile der Bevölkerung ziehen ab; gegen 22 Uhr letzter Fliegeralarm, keine allgemeine Entwarnung; Abmarsch der Luftschutzpolizei auf zwei Straßen in die Rückführungsorte (Remscheid, Düren, Duisburg, Köln); ab 24 Uhr keine Zugverbindung mehr mit A., die Stadtverwaltung verlegt Sitz nach Siegburg (Jan. 1945 zum Teil weiter nach Lohmar und später nach Fretter/Sauerl.; in Wiedenbrück Abwicklungs- und Beratungsstelle für die Aachener in den Aufnahmegebieten). Musemsdir. Dr. Kuetgens wird von OBürgm. Jansen beauftragt, für die Zeit seiner Abwesenheit die Stadtgemeinde zu vertreten und für die zurückgebliebenen Bürger eine 'Notverwaltung' einzurichten und aufrechtzuerhalten. (Bereits Ende August waren die nicht gehfähigen Kranken der Städt. Krankenanstalten in auswärtige Krankenhäuser verlegt, die gehfähigen nach Hause entlassen worden. Die Verwaltung des Res.-Lazaretts übergibt die Magazinschlüssel den wieder eingesetzten Ordensschwestern der Elisabethinnen. Die städt. Krankenhausverwaltung siedelt nach Siegburg über. Bis auf wenige, nicht transportfähige Verwundete zieht das Lazarett am 18.9. nach Köln ab).

1944 - Sept. 13.
Gen.-Lt. Graf von Schwerin, Kdr. der 116. Pz.-Div., übernimmt um 6 Uhr früh den Befehl im Abschnitt Aachen und in der Stadt. Schon in der vorhergehenden Nacht hatte er einer wilden Evakuierung der Bevölkerung Einhalt geboten. Der General rechnet mit einer unmittelbar bevorstehenden Einnahme Aachens durch den Gegner und hofft, daß der Stadt das Schicksal erspart bleibt, zur Kampffront zu werden.
Eine Zählung in den Bunkern ergibt die Anwesenheit von rund 25.000 Personen; zusammen mit den Bürgern, die sich in den Kellern aufhalten, kann schätzungsweise mit mindestens 30.000 zurückgebliebenen Einwohnern gerechnet werden.

Anton HERWEGH:

"Im Januar 1945 musste Vater zum Volkssturm einrücken - Hitlers letzte Reserve. Bisher war er vom Soldatendienst verschont geblieben, da er 'kriegswichtige Aufgaben an der Heimatfront' hatte. Beim Volkssturm zog er sich eine Verletzung im Genick durch einen Granatsplitter zu und kam in russische Gefangenschaft. Die Wunde entzündete sich. Ein russischer Militärarzt, der Arbeitskräfte zur Deportation nach Kiew auszusuchen hatte, befand ihn auf Grund seiner entzündeten Verletzung als 'nix gut - kaputt'."

Marie-Luise HERWEGH:

"Ich erinnere mich noch sehr gut daran, dass er von dieser Kriegsverletzung erzählte. Ein russischer Arzt operierte ihm den Granatsplitter ohne jede Betäubung aus dem Genick. Es war wohl ein Wunder, dass er nicht querschnittgelähmt oder tot blieb. Jedenfalls saß Opa bei der Operation rittlings auf einem Stuhl, den er vor Schmerz zerriss. Er behielt davon eine große Narbe zurück, die ein wenig aussah wie ein Andreaskreuz und im Schnittpunkt der Linien sehr tief war."

Anton HERWEGH:

"Im Mai 1945 wurde er mit anderen als Kriegsgefangener durch Tschenstochau (Marienwahlfahrtsort, "Schwarze Madonna") geführt, als dort gerade die Maiandacht zu Ende war. Die Menschen kamen aus der Kirche und haben die Kriegsgefangenen ganz fürchterlich verprügelt."

Heinrich HERWEGH hatte großes Glück. Er wurde am 30.08.1945 in Breslau aus der Kriegsgefangenschaft entlassen und ging zurück nach Aachen.

Anton HERWEGH:

"In Aachen traf er eine Frau, die zusammen mit uns in Primkenau evakuiert war. Diese erzählte ihm, dass wir inzwischen in Asch seien. Er besorgte sich bei den Alliierten Besatzungsmächten eine Reisegenehmigung und reiste nach Selb/Oberfranken, etwa 8 km von Asch entfernt. Dort bat er jemanden, eine Benachrichtigung an uns zu überbringen, dass er uns jenseits der Grenze erwarte. Wäre er selbst über die Grenze gegangen, wäre er gleich wieder festgesetzt worden.
Wie durch ein Wunder erreichte dieser Zettel uns auch tatsächlich und wir Kinder machten uns auf den Weg zur Grenze. Es durfte natürlich nicht auffallen, dass wir das Land verlassen wollten. Unsere Mutter blieb; sie gab mir eine Nachricht für Vater mit; wir gingen dick bekleidet durch den Straßengraben über die Grenze. Der Sachen entledigt und mit Rücknachricht, gingen wir dann wieder zurück. Mutter ging zum Arzt, sie hatte schon lange Probleme mit Magengeschwüren. Der Arzt gab ihr ein Attest, dass sie zur Untersuchung in eine Klinik nach Hof (Oberfranken) müsse.
Wir also wieder durch den Straßengraben über die Grenze, Mutter mit dem Attest über die Grenze.
Zu Fuß gingen wir dann nach Selb und unterwegs kamen wir an einem Fleischerladen vorbei, bei dem es gegen Vaters Reiselebensmittelkarten tatsächlich Wurst zu kaufen gab. Die gekaufte Leberwurst kam uns Kindern vor wie ein Weltwunder. Von Selb ging es auf einem offenen Bier-LKW nach Hof wo wir in einem verlassenen und zerstörten Hotel übernachteten. Ein Abendessen - gek. Nudeln ohne alles - wurde auf einem offenen Feuer auf einem Platz vor dem "Hotel" zubereitet. 
Am nächsten Tag ging es mit einem Schnellzug von Hof Richtung Frankfurt. Während der Fahrt wurde im Zug die Parole ausgegeben, es sei besser in Hanau auszusteigen, da es ab Frankfurt kein Weiterkommen gebe. Also stiegen wir in Hanau aus und "enterten" dort einen auf einem Abstellgleis stehenden Güterzug (offener Wagen). Irgendwann im Laufe der Nacht fuhr der Güterzug los und blieb irgendwann auf unbekanntem Bahnhof stehen. Nächste Parole: "Da hinten der Güterzug, der fährt gleich weiter" - also umsteigen. Der war wesentlich besser, da der erste einen Stahlboden hatte (lausig kalt), dieser hatte einen Holzboden. Der Zug fuhr tatsächlich los und nach ca. 2,5 Tagen erreichten wir Köln Deutz. Dort stand ein Mann mit Pferdefuhrwerk, der Leute gegen Entgelt auf die linke Rheinseite brachte. Dort wurde im Dombunker übernachtet und wir fuhren am nächsten Tag mit der Rheinuferbahn nach Bonn, wo Leute wohnten, die zusammen mit uns sowohl in Schlesien als auch in Asch waren.
Am nächsten Tag (Umsteigen in Düren) fuhren wir nach Aachen. Das letzte Stück von Düren bis Aachen bestand der Zug aus Donnerbüchsen - Personenwagen mit offenen Plattformen.
Als der Zug in Aachen HBF einfuhr, erscholl eine Stimme: "ja nu leck mi-em Asch". Daraufhin drehte ich mich zu meinen Eltern um und meinte: "Wir sind zu Haus!". In der Jakobstraße trafen wir Tante Mia. Die lud uns ein, erst mal mitzukommen. Sie wohnte zu der Zeit mit ihrer Familie auf dem Hasselholzer Weg auf einem verlassenen Gutshof. Dort blieben wir zunächst ein paar Tage. Anschließend wohnten wir in Laurensberg bei "Onkel Kaspar". Er meinte: 'wo Platz für acht ist, ist auch Platz für zwölf.' Onkel Kaspar (HAHNRATH) und Tante Gretchen wohnten in einem kleinen Siedlungshaus: Laurensberg, Siedlung Rast 12. Dort führte früher eine Postkutschenlinie vorbei und ebenda machte die Postkutsche früher Rast."

 

Nach Aachen sind die HERWEGH's nicht mehr zurückgekehrt. Sie wohnten seither in Laurensberg.

Im Jahr 1962 erlitt Heinrich HERWEGH seinen ersten Herzinfarkt. Seinen zweiten Herzinfarkt am 07. Oktober 1969 hat er nicht überlebt.

Johanna HAHNRATH starb am 09. April 1985, einen Tag vor ihrem Geburtstag, an einem Krebsleiden im Hause ihrer Tochter Karla "op Brand".

Für beide wurden die Totenmessen in der St. Laurentius-Kirche in Laurensberg gehalten. Beide fanden auf dem Friedhof "Hand" in Laurensberg, Hander Weg, ihre letzte Ruhe.
 


Quellen / Literatur:

  1. Familienstammbuch der Familie HERWEGH oo HAHNRATH [*] [*] [*] [*] [*] [*] [*]
  2. Adressbücher Aachen 1929 [*] [*], 1931 [*] [*], 1949 [*] [*]
  3. Poll, Bernhard [Hrsg.], Geschichte Aachens in Daten, Aachen 1960
  4. Passierschein für Heinrich HERWEGH ausgestellt von der Meldestelle in Breslau vom 30.08.1945 [*]
  5. Todesanzeige Heinrich HERWEGH [*]
  6. persönliche Angaben Anton und Marie-Luise HERWEGH

Bearbeitungsstand vom: 18.08.2004

 


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