Genealogie und Geschichteim Großraum
Aachen und Limburg (Deutschland, Niederlande
und Belgien) |
|
|
Home | Genealogie | Geschichte | Online-Bibliothek | Was ist neu? | Linkliste | Impressum |
|
|
|
Ortsgeschichtehier: Haaren (Aachen)VorbemerkungDer Stadtbezirk Haaren umfasst heute die Ortsteile Haaren und Verlautenheide und ist aus der Gemeinde Haaren hervorgegangen. Diese war bis 1972 dem Landkreis Aachen im Regierungsbezirk Aachen zugeordnet. Im Rahmen der kommunalen Neugliederung wurde die Gemeinde Haaren zum Stadtbezirk von Aachen und der Regierungsbezirk Aachen ging im Regierungsbezirk Köln auf.
Im geteilten Schild oben ein schwarzer, rotbewerter und bezungter Adler auf
goldenem Grund. Darunter ein grünes dreiblättriges Kleeblatt auf rotem
Grund.
|
Name des Ortes | Bezeichnung | Kath. Seelen | Jüd. Seelen | Ges. Seelen |
---|---|---|---|---|
Haaren | Kirchdorf | 870 | 6 | 876 |
Haarenheidchen | Landgut | 8 | - | 8 |
Haarberg | Hof | 9 | - | - |
Hergelsmühle | Spinnmaschine | 3 | - | - |
Kaninsberg | 2 Wirthshäuser | 13 | - | - |
Linde | 1 dito | 3 | - | - |
Sack | Landgut | 11 | - | - |
Ueberhaaren | Dito und Schenke | 14 | - | - |
Welschermühle | Farbholzmühle | 7 | - | - |
Verlautenheid | Dorf | 514 | - | - |
Kalgrad | Getreidemühle | 7 | - | - |
Summa | 1459 | 6 | 1465 |
Der Weg nach Aachen wird mit einer halben bis dreiviertel Stunde angegeben, außer für Verlautenheide. Von da nach Aachen brauchte man eine Stunde.[Q1]
Im Jahr 1831 werden Verzeichnisse der Gebäude und ihres Rein=Ertrages im
Regierungs-Bezirk Aachen angefertigt. Diese Verzeichnisse dienen zum
Nachweis der Klassensteuer, die an die Stelle der 1821 abgeschafften Tür-
und Fenstersteuer etc. getreten ist.
Auch der Verband Haaren, bestehend aus den Gemeinden Haaren, Laurensberg,
Weiden und Würselen wird erfasst. Zehn Häuser der Gemeinde Haaren werden
separat aufgelistet mit ihrer Nummer in der Flur=Charte und ihre
Eigentümer namentlich genannt. Die reinen steuerbaren Erträge dieser
Häuser liegen zwischen einem und dreißig Reichsthalern.
In der anschließenden „Nachweisung der Katastral Abschätzung,
Beschaffenheit und des Kapital Werthes der Wohnhäuser in den Gemeinden des
Verbandes Haaren“ werden für die Gemeinde Haaren 1454 Personen genannt
und 49 Wohnhäuser (leider ohne Namensnennung der Besitzer), klassifiziert
von Klasse II bis XIV mit einem Reinertrag von 5 bis 72 Thlr. pro Haus und
Jahr und einem zu zahlenden Steuertarif von 1 bis 24 Thlr. aufgeführt.
Weiter werden 4 Landsitze in den Klassen XVI, XVIII und XX mit Steuertarifen
von 30, 40 und 50 Thlr. pro Haus und Jahr aufgeführt.
Insgesamt existieren also demnach in der Gemeinde Haaren im Jahr 1831im
ganzen 63 Häuser mit ca. 240 Feuerstellen und 1454 Personen.
[Q2]
Das erscheint
fraglich und stellt sich im Jahr 1852 etwas anders dar.
Name des Ortes | Bezeichnung | Wohngebäude | Öffentl. Gebäude | Kath. Seelen | Evang. Seelen | Jüd. Seelen | Ges. Seelen |
---|---|---|---|---|---|---|---|
Haaren | Kirchdorf | 159 | 5 | 1218 | 6 | 37 | 1261 |
Haarberg | Hof | 1 | - | 7 | - | - | 7 |
Haarenheidchen | Landgut | 1 | - | 11 | - | - | 11 |
Hergelsmühle | Spinnmühle | 1 | - | 3 | - | - | 3 |
Kaninsberg (alter) | Haus | 1 | - | 10 | - | - | 10 |
Kaninsberg (neuer) | Wirthshäuser | 2 | - | 13 | - | - | 13 |
Ueberhaaren | Landgut und Schenke | 2 | - | 9 | - | - | 9 |
Welsche=mühle | Mahlmühle | 1 | - | 9 | - | - | 9 |
Verlautenheid | Kirchdorf | 102 | 3 | 667 | - | - | 667 |
Kalgrad | Mahlmühle | 2 | - | 13 | - | - | 13 |
Summa | 272 | 8 | 1960 | 6 | 37 | 2003 |
Bemerkung: Das sonst besonders aufgeführte Etablissement Sack (Wohnhaus mit Stallungen und Lichterfabrik) liegt im Dorfbereiche. - Das Haus Haiderthal ist abgebrochen.
Die Entfernung nach Aachen beträgt zwischen 0,52 und 0,8 Meilen bzw. 3,917 bis 5,273 „Myriakilometers“ [Q3]
Die durch Heinrich Schiffers Transkription erschlossene Gemeindechronik [L2] gibt umfassende Einblicke in die Entwicklung der in der Gemeinde Haaren zusammengefassten Orte. Einige wenige Aspekte möchte ich hier hervorheben.
Im Jahr 1825 wird das Schul- und Gemeindehaus neu erbaut. Dieser Bau wird 1826 mit "Binnen Fensterschlägen" bestückt und ein "Ofen mit Röhren für das Schulzimmer" wurden angeschafft und "endlich die Schulhaus Utensilien und die Utensilien für das Gemeindehaus". 1827 meldet die Chronik die Einführung des Schulzwangs in Haaren und Verlautenheide "nach der Allerhöchsten Cabinets Order vom 14 Mai 1825". 1830 wird die Schule mit einer Hofmauer umgeben und um "zwei kleine Abtritte" bereichert.
Im Jahr 1831 meldet der Bürgermeister stolz, dass "die Einwohner von Haaren aus freiwilligen Beiträgen ein Straßen Beleüchtung angeschafft" haben.
Im Jahr 1832 fordert die Cholera acht Todesopfer in Haaren. Die "höheren Vorschriften", dass keine Choleratoten auf dem im Dorf befindlichen Friedhof begraben werden dürfen, veranlasst die Gemeindeverwaltung unter dem Beifall der Einwohner dazu, einen neuen Friedhof am Fuß des Kaninsberges anzulegen.
1833 folgt auf die Cholera das Nervenfieber. Über einhundert Personen erkrankten, aber nur sieben starben an der Krankheit.
1834 wird mit in Raeren gebackenen Röhren eine Wasserleitung von der Kitzet Quelle in Dorf geführt, wodurch der Wassermangel im oberen Teil des Dorfes behoben wird.
In den folgenden Jahren wird kontinuierlich der Ausbau und die Befestigung der Wege in und um Haaren betrieben.
Das alte Schulgebäude in Haaren
hinter der Pfarrkirche St. Germanus
beherbergt heute u.a. die Geschäftsräume
des Heimatvereins Haaren/Verlautenheide e.V.
1836 wird "aus dem früheren Gemeindezimmer mit Hinzunahme eines Zimmers der Lehrerwohnung ein zweiter Schulsaal eingerichtet".
Im gleichen Jahr errichtet P. Stanislaus von Aachen eine Stearinfabrik im Haus Sack; diese geht schon 1849 in die Pleite.
1837 wird eine Poststelle eingerichtet.
1838 werden die Gemeindegrenzen und Wege vermarkt.
1839 erhalten die in der Gemeinde ansässigen sechs jüdischen Familien (38 Personen) einen Begräbnisplatz oberhalb des Gutes Haarberg zugewiesen.
1840 kauft die Bürgermeisterei Haaren die "sogenannte Waschquelle beim Gemeindebrunnen [...]. Diese Quelle ist für die dortigen Einwohner sehr bequem und dadurch, daß sie diese und nicht den Brunnen zum Waschen benutzen ist dieser einer Verunreinigung durch Waschen nicht ausgesetzt."
Im Jahr 1848 notiert der Bürgermeister: "Die unglückliche
März-Revolution hat auch hier viel Lärm hervorgebracht und namentlich den
gemeinen Mann aus der Sphäre der Ordnung geworfen. Es war eine ziemliche
Arbeitslosigkeit eingetreten und es kam vor, daß die Gemeinde für viele
Proletarier Arbeit zu schaffen sich vermeßigt sah. Dies hatte zur Folge,
daß die Arbeiter glaubten, die Gemeinde müsse ihnen Arbeit und Brotd
schaffen. Die Arbeiter wurden immer anmäßender; es wäre ihnen lieber als
Arbeit gewesen, wenn der Kommunismus eingeführt worden wäre. Der
Mißbrauch der Preßfreiheit und des Versammlungsrechts hatte die tollsten
Ideen beim Volke rege gemacht und es fehlte wenig, um Deutschland in einer
blutigen Anarchie zu sehen, wie 1789 in Frankreich. Der deutsche Michel
erhob sich eine Weile und gebehrdete sich drollig. Auch hier pflanzte man
die deutsche Fahne auf die Kirchthürme. Zu Verlautenheide gerieth dieselbe
mit dem Wetterhahne in Kollision, welcher die Hälfte an sich riß und mit
dieser flatternd im Schwanze die unbefangenen Nichtdemokraten ergötzte. Die
Volksfreunde, ob in dem Skandal ein schlechtes Prognosticum des einigen
Deutschlands witternd - rissen in ärgerl: Hast die politischen Lumpen
herunter. Einige frecher Luder schrien auf der Straße: 'Vive Napoleon' -
das Blut muß fließen.
Es war fast Sitte geworden, Angriffe auf die Wohnungen ruhiger Mitbürger zu
machen. Wo die Angreifer hin und wieder mit Stockschlägen und dgl. kühne
Entgegnung fanden, stoben sie ohne hartnäckige Gegenwehr gewöhnlich
auseinander."
Im Jahr 1854 wird in Haaren eine Mädchenschule errichtet. Neben dem gewöhnlichen Elementarunterricht werden die Mädchen von zwei Schwestern zugleich täglich in den gewöhnlichen Handarbeiten unterrichtet.
1855 wird eine Kleinkinder-Bewahrschule in Haaren errichtet, die vom Aachener Verein zur Beförderung der Arbeitsamkeit unterstützt wird.
1856 klagt der Bürgermeister über die Last, die den Gemeinden an Aachens Peripherie durch die dorthin auswandernden arbeits- und vermögenslosen Arbeiterfamilien entsteht. So wie Aachen den Zuzug in dieser Zeit stark reglementiert und Familien, die arbeitslos sind, rigoros ausweist, so greift auch die Bürgermeisterei in Haaren zum einzigen ihr zur Verfügung stehenden Mittel: "Der Gemeinderath konnte daher nicht umhin das einzige, gesetzlich gestattete Vorkehrungsmittel, nämlich die Erhebung eines Eintrittsgeldes ad 10 th von jeder neu anziehenden Familie oder einen eigenen Hausstand begründende Person, einzuführen. Auch die, in der hiesigen Gemeinde geborenen oder früher, vor ihrer selbstständigen Niederlassung hier schon wohnhaft gewesenen Familien resp Personen sollen zur Zahlung dieses Eintrittsgeldes verpflichtet sein, jedoch hat der Gemeinderath für diese sich das Recht vorbehalten, den zu zahlenden betrag von 10 th angemessen zu ermäßigen."
Weiter beklagt der Bürgermeister die am 15.05.1856 erfolgte Abschaffung der Gemeindeordnung vom 11. März 1850 "unter deren freieren Grundsätzen die Gemeinden, welche sie recht zu nutzen verstanden, in sechs Jahren für das Interesse der Gemeinden mehr Gutes und Ersprießliches geleistet haben, als in beinahe ebenso vielen Jahrzehnten vorher hatte geschehen können" und die erneute Einführung der alten Gemeindeordnung aus dem Jahr 1845, "unter deren hemmenden und die Entwicklung des Gemeindelebens unterdrückenden Bestimmungen das Rheinland hoffentlich nicht zu lange zu seufzen haben wird."
Im gleichen Jahr hält bereits die zweite Dampfmaschine in Haaren Einzug, die die nicht ausreichende Wasserkraft der Hergelsmühle (Wollspinnerei) ergänzen soll.
(wird fortgesetzt)
benutzte Quellen:
benutzte Literatur:
weiterführende Hinweise / Internet:
Erstanlage: 11.07.2005
Bearbeitungsstand: 26.12.2005
© Marie-Luise Carl 2002 - 2010
Winckelmannstr. 13
40699 Erkrath
[email protected]