Unsere Deutsche Wurzeln - Our German Roots
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FESTSCHRIFT ZUR GENERAL-KIRCHENVISITATION 1928:

Teil 1. Begrüßungsschreiben, Das Evangelium im Strehlener Lande, Das Gemeinschaftsfest auf dem Rummelsberge.
Teil 2. Arnsdorf, Crummendorf, Eisenberg, Friedersdorf, Großburg, Hussinetz,
Teil 3. Lorenzberg/ Jäschkittel, Markt-Bohrau, Nieder-Rosen, Olbendorf, Prieborn, Riegersdorf,
Teil 4. Ruppersdorf, Schönbrunn, Schreibendorf, Steinkirche, Strehlen, Türpitz.

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Die evangelischen Kirchgemeinden des Strehlener Kreises. 

Kirchspiel/Parish Dätzdorf, Deutsch Tschammendorf,
Habendorf, Katschwitz, Krummendorf,
Siebenhufen, Prieborn [Förtsterei]
Krummendorf

Crummendorf.

Von P. Brun, Crummendorf

Das Kirchspiel Crummendorf, am Fuße des in alter Zeit von einer Ritterburg gekrönten Rummelsberges gelegen, umfaßt bei einer Einwohnerzahl von 1365 Seelen 1070 Evangelische. Zum gehören neben Crummendorf die Ortschaften Deutsch-Tschammendorf, Habendorf, Katschwitz, Dätzdorf, der Gutsbezirk Siebenhufen und der Forstbezirk Prieborn. Die Bevölkerung treibt in der Hauptsache Landwirtschaft. In Crummendorf selbst aber befinden sich zwei Quarzschieferbrüche, die ihre Erzeugnisse nicht nur in ganz Deutschland absetzen, sondern auch ins Ausland versenden. Eine Schwesternstation in Deutsch-Tschammendorf ist dauernd mit zwei Schwestern besetzt und arbeitet in reichem Segen. Die Zahl der Abendmahlsgäste beträgt durchschnittlich 850. Im Kirchspiel befindet sich auch ein Gotteshaus der alt-lutherischen Gemeinde, die von Strehlen aus bedient wird, und eine katholische Kirche in Siebenhufen.

Das auf dem Berge außerhalb des Dorfes Crummendorf gelegene Gotteshaus ist die einzige Kirche Schlesiens, die dem St. Oswald geweiht ist. Die Legende dieses Heiligen hat ein Mönch des Klosters Heinrichau in einem Lied besungen. Die Gelegenheit dazu bot ihm die Einweihung einer Kirche, deren Bau Herzog Bolko II. von Münsterberg (1301—41) gelobt hatte. Da nun unsere Kirche zum ersten Male in einer alten Urkunde von 1335 erwähnt wird, so liegt die Vermutung nahe, daß unser Gotteshaus in der Zeit zwischen 1301 und 1335 von Herzog Bolko II. von Münsterberg erbaut worden ist. Ein Bild des Heiligen ist noch heute in unserem Gotteshaus zu sehen. Als ein Wahrzeichen aus alter Zeit steht noch die Ruine eines zweiten Gotteshauses in unserem Pfarrgarten. Die Geschichte dieser Kirche ist leider in völliges Dunkel gehüllt. Man weiß nicht, wer sie erbaut hat, ja nicht einmal der Zeitpunkt ihrer Zerstörung ist mit Sicherheit anzugeben. Es ist möglich, daß sie von den Hussiten zerstört wurde, die auch im Jahre 1429 mordend und plündernd über Strehlen nach Münsterberg zogen. Andererseits steht fest, daß Crummendorf auch zur Zeit des 30jährigen Krieges namenlos gelitten hat und daß es im Jahre 1643 völlig ausgebrannt wurde. Die Zerstörung unserer Kirche kann also auch in diesem Jahre durch die Soldaten Wallensteins erfolgt sein.

Die Dörfer unseres Kirchspiels gehörten in ältester Zeit zusammen mit Prieborn und Arnsdorf einem Herrn von Hagen. 1447 ging diese Herrschaft in den Besitz des Ritters Opitz von Czirn über. In seiner Familie blieb sie bis 1642. Georg I. von Czirn hat 1534 die Reformation in seinen Besitzungen eingeführt. Die Familie hat für unser Gotteshaus manches Opfer gebracht. Der Altar in seinen reichen Renaissanceformen trägt die Inschrift: 15 H(ans) (V.) Czirn v. T.(ürpitz) u. K.(atschowitz) 80. Auch die mit alten Malereien und Schnitzwerk geschmückte Kanzel sowie der mit wundervollen Schnitzereien versehene Taufstein geben ein Zeugnis von dem Kunstsinn und der Opferwilligkeit jenes Geschlechtes. Unser Gotteshaus war ihre Grabkapelle. Hier hat mancher alte Ritter mit den Seinen nach einem Leben voll Kampf und Unruhe sein stilles Grabkämmerlein gefunden. Ihre Gedächtnistafeln (Epitaphien) aber bilden noch heute einen von Kunstkennern oft bewunderten Schmuck unseres Gotteshauses. Nach dem Aussterben der Familie v. Czirn fielen diese Güter als erledigtes Lehen an den Herzog von Brieg. Dieser übergab sie seinem Stiefbruder, Graf Augustus von Liegnitz, der auf Schloß Siebenhufen residierte. Dieser starb 1679 als letzter Sproß des berühmten Piastengeschlechts. Bei seinem Tode ging die Herrschaft an die Krone Böhmen und damit an den streng katholischen Kaiser in Wien über.

Die Herrschaft wurde an den ebenfalls streng katholischen Freiherrn von Waffenberg aus Wien verpfändet, dem natürlich die evangelischen Kirchen in seinen Dörfern ein Dorn im Auge waren. Wohl war den Evangelischen vom Kaiser die Beibehaltung ihres Gottesdienstes zugesichert worden, als er das Herzogtum Brieg übernahm. Sobald ein Pfarrer starb, ließ man aber die Stelle unbesetzt und sperrte das Gotteshaus, wenn es die Gemeinde nicht vorzog, katholisch zu werden. Im Jahre 1699 starb in Crummendorf Pastor Uber.

Crummendorf, evangelische Kirche Das nahm Freiherr von Waffenberg zum Anlaß, der Gemeinde das Gotteshaus unter Anwendung von roher Gewalt fortzunehmen. Auf unserem Kirchhof kam es um das Gotteshaus zum Kampf. Damals ist mancher treue Anhänger der Gemeinde „wegen Widerstandes gegen die Grundherrschaft" um seines Glaubens willen hart bestraft worden. Erst durch den Vertrag von Altranstädt wurde unser Gotteshaus 1707 wieder freigegeben. 1708 zog in Pastor Schüller wieder ein evangelischer Geistlicher in Crummendorf ein. Er hat hier eine schwere Zeit durchgemacht. Er geriet sehr bald in schwere Streitigkeiten mit dem Freiherrn von Waffenberg. Dieser sperrte ihm die zustehenden Einkünfte und machte ihm durch kleinliche Schikanen das Leben schwer. Bei der kaiserlichen Regierung in Brieg suchte Pastor Schüller jahrelang vergeblich sein Recht. Ja, es gelang sogar dem Freiherrn durch allerlei unwahre Anklagen, den Geistlichen ins Gefängnis nach Brieg und schließlich vom Amte zu bringen ! Erst unter preußischer Herrschaft erlangte Pastor Schüller endlich sein Recht. Man berief ihn in ein anderes Pfarramt. Das Pfarramt Crummendorf aber wurde von 1716—1770 mit Prieborn vereinigt. Im Jahre 1790 wurde das für das ausgedehnte Kirchspiel viel zu kleine Gotteshaus wesentlich erweitert. 1859 wurde es renoviert. Eine umfassende Renovation wurde in den Jahren 1907—09 vorgenommen. Bei dieser Gelegenheit wurden Altar, Kanzel und Gedächtnistafeln, die früher einmal übertüncht worden waren, in ihren ursprünglichen leuchtenden Farben wieder hergestellt und die Bilder der Apostel und Propheten sowie das Bild St. Oswald's, die teils auf dem Kirch-, teils auf dem Schulboden lagen, sachverständig aufgefrischt und an den Emporen angebracht.

Möge unser liebes Gotteshaus, um das in alter Zeit so viel gekämpft wurde, und für das die Väter unserer Gemeinde so manches Opfer gebracht haben, eine Stätte bleiben, in der Gottes Wort lauter und rein verkündigt wird, möge sich in ihm stets eine lebendige christliche Gemeinde sammeln, in der unserer alten Väter frommer Sinn hochgehalten wird: „Herr, ich habe lieb die Stätte deines Hauses und den Ort, da deine Ehre wohnet".

Vereine: Evang. Frauenverein, Evang. Jungmädchenverein.


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